Freitag, 10. August 2018

Sich verlieren

Tod auf Raten im ZDF

Die Wellen des Meeres
kommen und gehn,
kommen und gehn,
rauschen auf und vergehn.

Der Erinnerungskranke sieht aufs Meer. Er ist glücklich. Seine Frau hat gesagt, sie komme gleich wieder. Wir weinen.

Ist der Verlust des Gedächtnisses nicht ein Sich-Auflösen in der Welt? Teil der Rückkehr?
Da ist eine Ahnung von einschießender Langeweile, eine Ahnung von Irritation.
Da war doch Glück? War da nicht auch Leid? 
Ja vorher, irgendwann...

Dieses Ich löst sich nicht in der Wiederkehr der Wellen auf! 
Es ist auch nicht so, daß "die Festplatte gelöscht" wäre.
Das Tuch der Erinnerungen ist nicht glatt gezogen.
Es ist erstarrt.

Er ist ein versteinerter Baum,
von Zeit umspült bleibt er am Strand zurück.

Er erkennt uns nicht mehr,
Er versteht seinen Körper nicht mehr,
Er ist.
In sich verloren wartet er auf Wiederkehr.
Er begreift und glaubt den Verlust nicht.

Wie gut, daß er vor der Vernichtung seiner Zukunft keinen Verlust erleben musste.

Nur uns kann die Zeit vielleicht den Verlust noch heilen,
Wir können noch hoffen auf neue Faltungen neuer Erinnerung über den tief durchzogenen Stoff des Ich.

Bis auch er sich auflöst in Sand und Welle.
Wo wir und Du wieder sein werden, was wir waren.

Sieh hinaus, armer, froher Freund und höre das Meer.
Wir werden kommen und gehn,
Kommen und gehn.

10.8.2018 Klaus Wachowski

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