Die
Stimmen von Muezzin und Rabbi sind hinter der nächsten Kurve der Zeit
verklungen. Da donnern die Glocken unter die Erde. Mächtige katholische Walzen,
die Gott die Bedingungslosigkeit seiner Gnade nicht abnehmen. Der steht am
Eingangstürl und läßt erst mal dem Atheisten den Vortritt. Sie schweigen.
Aber wer
schlendert denn da fröhlich plaudernd durch die Gräber? Der bekannte Dudler
Reinhard Mey rührt ein Bißchen zarte Langeweile in den Samstag der SZ ein. Er
plauscht von Ewigkeit und Schönheit, wie man es kennt. Kein Sterbenswörtchen
säumt seinen Vortrag.
Schicksal
der Auftragskunst: "Mal doch mal wieder was Schönes!-"
*
Du aber
findest tiefer im Sand einen Kiesel.
Du
schlägst ihn auf. Er splittert.
Nach
innen zu ist der Kristall dunkler, bis schwarz.
Da war
eine Höhlung.
Dem
aufgebrochenen Schmerz entfloh die Trauer.
Du nimmst
den Stein in die Hand.
Aus der
Erwärmung spricht es: "Laß mich!"
*
Ein
Ewigkeitsgeschwätz.
Schmerz
hat kein Ende, Liebe hat kein Ende. - In der Zeit.
Die
Ewigkeit hat noch etwas mehr zu bieten:
Gegenwart,
Erinnerung, Hoffnung, Gehen und Vergehen.
Gott
meint: "Laß doch den Plauderer!" Du guckst doch auch RTL!
Und
Richard sagt: "Srebrenitza."
Ich
berühre die Erde.
Ich lege
den Kiesel in die Erde zurück.
23.10.2016
Klaus Wachowski