Mittwoch, 26. Juni 2013

Pronto Villa Palagione


Die Erde ist schwarz und riecht nach schattigem Sommer. Ich sehe und rieche die prächtige Holunderblüte.
Wir reden von Eltern und ihren Erinnerungen. Wir reden über den Wunsch nach Exit.

Meine Erinnerung geht in einem Zeitraum von drei Wochen spazieren. Oder war es noch letzte Woche?

Plötzlich Leuchtkäfer zur Nacht, plötzlich Zikaden.

Durch einen Pfad am Fluß gingen wir. Und Gras und Kraut streifte unsere Beine. Schlangenadler flogen hoch im Blau über Grün. "Vipern", warnte die Vorsicht aus dem Unbekannten meiner Seele. Und mit Freude und Erleichterung hörte ich Eure Schritte und Euer Stimmengewirr hinter der Biegung, hinter dem Gestrüpp. Da gab es Spuren von Wildschweinen und Losung vom Wolf. Staunend sahen wir einen Stachel des Stachelschweins.

Wir traten hinaus in den Alltag und verschlossen die Tür zum Wunder. Aber im Lichtspalt zwischen den schweren Vorhängen schweben die Sonnenstäubchen Erinnerung. Wenn Du auf stehst, wirbeln sie hoch.

Ein Schrei von Schwalben auf dem Weg ins Büro. Noch einmal feuchte Erde riechen.

Was heißt schon Exit? Un Café por favor.

26.6.2013



Sonntag, 23. Juni 2013

Nach der Lektüre von Peter Fröberg Idling „Pol Pots Lächeln“ in der Toskana


Dr. Warnix ist an der Reihe: "Ich meine, Pol Pot* war von furchtbarer Angst getrieben. Er hatte ein Gefühl, von stürzenden Felsen bedroht zu sein. Aber auch da gibt es zwischen der Nummer Eins und der Nummer Einmillioneins einige Unterschiede. Im abgesicherten Führerhaus lebst Du länger als im Anhänger." Jan Myrdal presst die Lippen zusammen.
Dr. Smirc weist auf die schwarzen Uniformen der Khmer hin: Faschisten, SS, Terrortruppen des Fundamentalismus und schwarzer Block. Der Schatten der toten Reiter im Herrn der Ringe, die Schwingen der Vögel in Mio, mein Mio. Rechne nicht mit einer menschlichen Regung.
Lorenzo di Medici lacht: "Diesen mittelalterlichen Savonarola-Typen habe ich Beine gemacht." Smirc: "Ja, mit Deinen Orks aus den Folterkellern. Hunde als Verlängerungen des Ego!"
Dr. Warnix: "Aber man verträgt sich auch unter Brüdern. Mal nimmt Narziß Mao den Mördermönchen auf, mal begrüßt die Organisation Gaddafi-Superstar."
Bachelor und Master teilen sich die Kugelschreiber. Im Dschungel gibt's Arbeit. Zwei Liebende flüchten ins Haus.
Sie liegen im lauen Wasser. Oben der Schlauch fürs Bier, unten die Windelhose. Draußen warten weiße und warme Frottee-Tücher und andere Vergnügungen. Kochmützen spiegeln sich in den Gläsern der Sonnenbrillen. Es wird gereicht, man wird gestopft. An der Wand ein lachender Clown und die Klobrille des Pol Pot.
Die Organisation läutet zur Ausgabe der Kugelschreiber. Heute ist Corporate Identity.
Gott klappert mit der Bill of Rights. Schlechtes Geschäft mit pöbelnden Punks und hinter der Ecke tauchen schon die Hools auf. Packen wir ein!
Erste Schatten flattern durch die Fußgängerzone.

(Der Zusammenhang des Namens mit dem von Lon Nol ist offensichtlich, meint er) 

 Klaus Wachowski 23.6.13

Sonntag, 2. Juni 2013

Die schöne Rhön, die Vorlage



Mein Sein ist stets von Freude begleitet, und ich meine so oft, daß ich manchmal dieses Übermaß an Glück nicht verdient hätte.

Die schöne Rhön



"Die schöne Rhön, Steinwand, Teufelskanzel (ergänzt: S.34 Rhönführer)
-Nr 1980 Aufnahme und Verlag Kunstmaler Hermann Eckert, Eisenach
-
 "Liebling,

nun gehe ich wieder an die Quelle, ich nehme d. Strasse, weil andere Pfade zu versumpft sind. Ab und zu leuchtete ein heller Sonnenstrahl über die Zirkone u. Aquamarine u. Topase, dass es eine Freude war, alle aufblitzen zu sehen. Nun ist die Sonne längst durch schwere Wolkenvorhänge verdeckt. Wenigstens regnet es nicht mehr so sehr. Heute abend ist Steinverkauf, ich denke schon, dass sich d. Mühe des Packens gelohnt hat. Interessenten habe ich schon. - Ich freue mich ausserordentlich auf d. nächste Buch v. Schwester Agathe. Sieh, immer habe ich irgend ein reiches inneres Erlebnis! Wie wunderbar ist das doch! Mein Sein ist stets von Freude begleitet, und ich meine so oft, dass ich manchmal dieses Übermaß von Glück gar nicht verdient hätte!! Peterlein, nun nimm viele liebe Küsse von Deinem Babbi, der bald wieder bei Dir sein wird!!""

 High, Wnutschka, eta twoj deduschk!-
 Ein Gruß, von Liebe schimmernd.

Wo liegt diese Quelle des inneren Echos? Wo Zirkone, Aquamarine und Topase leuchten? In der Rhön Seite 34, in einem schattigen Winkel der Kindheit?

Als Inspektor Flop den ersten Buchstaben des _abba als ein B erkennt, ist die aus den Küssen fließende Vermutung Homosexualität obsolet und aus einem aus dem Geheimen sprechenden Freund wird ein für diese Zeit seltsam lieber Vater. Eine Ausnahme von Hinwendung.

Was weiter? "Dass" mit zwei s, "der" und "und" und "von" abgekürzt bei korrekter Grammatik lässt den Beamten auf einen gebildeten Geschäftsmann schließen, der das Telegraphieren gewöhnt ist.

Als die Karte gedruckt wurde, gehörte Eisenach noch, nicht wieder, zu Deutschland. Die Schrift ist nicht in Sütterlin, sondern in Latein gehalten, was ja nach 33 bevorzugt wurde. Es war aber auch wohl vor 39, wo die Väter in Arbeitsdienst, Militär- oder KZ-Baracken verschwanden und ein Handel mit Steinen nur noch den Müttern und Großvätern möglich war. Oder weit nach 45, wenn man davon ausgeht, dass da Fotokarten aus Eisenach auch noch im Westen aufgebraucht wurden. 

Welche Bücher schrieb wann Schwester Agathe? Das könnte einen Hinweis geben.

Jedenfalls versucht hier ein auf Straßen gehen müssender Vater Reflexe aus Halbedelsteinen aus den inneren Erlebnissen seiner Einsamkeit an eine ihm versperrte Liebe zu schicken.

Er blättert im Rhönführer, während hinter dem Wolkenvorhang eine Interessentin den Topas in der Nazibrosche befühlt.
 2.6.13

Tauben-Gurren in Klagenfurt

Das Drama des verehrten Kindes Freien Herzens kann ich heute sagen, daß ich Dichter bin und nicht unsäglicher Reimeschmied. Am leichtesten...