"Die schöne Rhön, Steinwand, Teufelskanzel (ergänzt: S.34
Rhönführer)
-Nr 1980 Aufnahme und Verlag Kunstmaler Hermann Eckert,
Eisenach
-
"Liebling,
nun gehe ich wieder an die Quelle, ich nehme d. Strasse,
weil andere Pfade zu versumpft sind. Ab und zu leuchtete ein heller
Sonnenstrahl über die Zirkone u. Aquamarine u. Topase, dass es eine Freude war,
alle aufblitzen zu sehen. Nun ist die Sonne längst durch schwere Wolkenvorhänge
verdeckt. Wenigstens regnet es nicht mehr so sehr. Heute abend ist Steinverkauf,
ich denke schon, dass sich d. Mühe des Packens gelohnt hat. Interessenten habe
ich schon. - Ich freue mich ausserordentlich auf d. nächste Buch v. Schwester
Agathe. Sieh, immer habe ich irgend ein reiches inneres Erlebnis! Wie wunderbar
ist das doch! Mein Sein ist stets von Freude begleitet, und ich meine so oft,
dass ich manchmal dieses Übermaß von Glück gar nicht verdient hätte!!
Peterlein, nun nimm viele liebe Küsse von Deinem Babbi, der bald wieder bei Dir
sein wird!!""
High, Wnutschka, eta
twoj deduschk!-
Ein Gruß, von Liebe
schimmernd.
Wo liegt diese Quelle
des inneren Echos? Wo Zirkone, Aquamarine und Topase leuchten? In der Rhön
Seite 34, in einem schattigen Winkel der Kindheit?
Als Inspektor Flop
den ersten Buchstaben des _abba als ein B erkennt, ist die aus den Küssen
fließende Vermutung Homosexualität obsolet und aus einem aus dem Geheimen
sprechenden Freund wird ein für diese Zeit seltsam lieber Vater. Eine Ausnahme
von Hinwendung.
Was weiter?
"Dass" mit zwei s, "der" und "und" und "von"
abgekürzt bei korrekter Grammatik lässt den Beamten auf einen gebildeten
Geschäftsmann schließen, der das Telegraphieren gewöhnt ist.
Als die Karte
gedruckt wurde, gehörte Eisenach noch, nicht wieder, zu Deutschland. Die
Schrift ist nicht in Sütterlin, sondern in Latein gehalten, was ja nach 33
bevorzugt wurde. Es war aber auch wohl vor 39, wo die Väter in Arbeitsdienst,
Militär- oder KZ-Baracken verschwanden und ein Handel mit Steinen nur noch den
Müttern und Großvätern möglich war. Oder weit nach 45, wenn man davon ausgeht, dass
da Fotokarten aus Eisenach auch noch im Westen aufgebraucht wurden.
Welche
Bücher schrieb wann Schwester Agathe? Das könnte einen Hinweis geben.
Jedenfalls versucht hier ein auf Straßen gehen müssender Vater Reflexe aus
Halbedelsteinen aus den inneren Erlebnissen seiner Einsamkeit an eine ihm versperrte
Liebe zu schicken.
Er blättert im
Rhönführer, während hinter dem Wolkenvorhang eine Interessentin den Topas in
der Nazibrosche befühlt.
2.6.13
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen