Sonntag, 24. Dezember 2023

Brief an meinen Bruder, Weihnachten 2023

Dieser Brief kann Dich unter gegenwärtigen Bedingungen nicht erreichen. 

Lieber Peter,

Du bist nun ein und dreiviertel Jahre, das zweite Weihnachten, unter einem ungeheuren Verdacht in einem südamerikanischen Gefängnis. Die Haft wurde erneut um ein viertel Jahr hinausgezogen. Und es ist mir verwehrt, unbeobachteten direkten Kontakt mit Dir aufzunehmen.

Eine Zeitung veröffentlicht nun ein Foto, in dem ich Deinen geschwächten 70jährigen Körper und eine von tiefer Enttäuschung gezeichnete Miene erblicken muss.

An Deinem Schicksal haben nach Jahren unermüdlicher Arbeit für die Menschen in dieser und anderen Weltregionen nur sehr wenige Anteil. Nur die Sensationsgier einer aufgeregten und von Angst gepeitschten Bevölkerung gibt ihre gehässigen Kommentare im Netz.

Wir bereiten das Fest vor, die Familie hat sich angemeldet und alle freuen sich auf Gespräche über das, was das Jahr den einzelnen Gutes getan hat- auch in den Schrecken der Kriege und des Hasses gegen die im Mittelmeer treibende Verzweiflung.

Du bist allein, schutzlos, ohne ein Wort des Trostes, isoliert im Unrecht, ausgeliefert einem ins Unendliche getriebenen Prozess, ohne Möglichkeit der Fürsprache von Freunden.

Wer kann da noch an den Geburtstag der Hoffnung glauben.

Wie hieß es noch? Es klingt wie Hohn: "Liebe Deinen Nächsten."

Ich sehe Dich und rufe!--

Der Mond als ein Foto

Der Mond als ein Foto

Ich nehme es von der Erinnerung Haut
und tauche es in den See der Liebe.

Da glänzt es, als reflektierte es
Sonnenstrahlen.

Doch es bleibt ein papierener Mond.

Klaus Wachowski 22.12.2023

Sonntag, 5. November 2023

Tao Dau 8 2020

Wenn die Tode zuende gehen.

Um die Pforte weht ein Wind von Weh,
ach und bunter Erinnerung.  
Eichen lassen Eicheln fallen,
und der Mond leuchtet in silberner Stille .

Ich lese vom Dau,
ich lese den Aushang der Kirche.
Dieser da sagt:" Du bist ok,
vergiss nicht das Du."

Landauf, landab
vor dem Herzen die Maske.
Das ist ok,
zur Liebe gehört mehr.






Freitag, 27. Oktober 2023

Weiter 11 21

 Weiter


Der Nebel umhüllt mich.
Ich höre Rufe und Schreie,
Ein Stöhnen und Seufzen,
Es weint und es lacht.
Und weiter gehe ich meinen Weg.

Nicht allein!
Deine Sorge begleitet mich,
Ein Schmerz,
Gute Wünsche und Ängste.

Näher dem Tag,
Näher der Nacht,
Das Tor weit offen.

Ich sehe zurück in die Liebe,
Von Liebe umhüllt
Gehe ich weiter den Weg.

11.11.21

Dienstag, 19. September 2023

Ich sah

 

Ich sah
Im Schatten des Mondlichts:

So gehst Du zur Arbeit,

zu den Menschen,

So legst Du Dich müde ins Bett.

 

So redest Du mit ihr und ihm,

Du sprichst nicht "erhaben".

Aber Deine Fragen reichen für ein Leben.

 

Sympathie wendest Du nicht in Verehrung,

Freundschaft nicht in Gefolgschaft.

Du denkst selbst,

Doch Deine Antworten bleiben offen.

 

Vielleicht kamst Du nach oben,

Aber das Privileg ist Dir schräg.

 

Geboren, das Leben zu leben,

bist Du ihm dankbar,

ehrst Du die Menschen

und vielleicht einen Gott.

 

Verlust ist nicht Nichts,

aber Erinnerung hilft .

Und Weinen und Lachen

sind Berührung genug.

 

Du wirfst einen Schatten,

auch im Mondlicht.

Das gefällt mir.

 

19.9.2023 Klaus Wachowski

Dienstag, 8. August 2023

Am Strand










Die See

Flut und Ebbe

Der Sehnsucht Gischt

Der Wehmut Weh.


Horizont und Tiefe,

Am Strand des Lebens

Treibholz vom Schiff Illusion.


Der Horizont ist weit

Und dort der Ort.

Ursprung oder Pforte?

 

Dahin gehen,

Suche der Sehnsucht,

In der Wehmut Ruf.


Durch die Ebbe zur Flut,

Mein Boot ist bereit.

 

Durch das Vergessen,

In das Vergessen

Zieht Wehmut hinaus,

 

8.8.23    Klaus Wachowski

 

Sonntag, 6. August 2023

Alma und Oskar

Eifersucht und gierigen Sex unter Egomanen des Ehrgeizes. Die Kunst als Accessoire, die Liebe als Dom. Etwas für Wagnerianer vom Barock.

Arme Schauspieler, die sich in spekulativen Gefühlen umherwälzen müssen. Sie haben es tapfer mitgemacht.

Samstag, 5. August 2023

Alte Autofahrer

 


Jetzt verstehe ich die Alten, die partout nicht vom Auto zur Bahn wechseln wollen.

Gestern gemütliche Fahrt von Biberach nach Stuttgart. Eine Juxgesellschaft von zwei gemischten Pärchen und einer Dreiergruppe des Mobbings breiten ihre Scherze und Jauchzer über Schlüpfriges, ihre Mallorca-Erotik und ihre Lacher über gelungene Beleidigungen lauthals über das gesamte Abteil aus. Durchdringende Juchzer und gutturalen Gluckser. Nachdem man etwas von Poetry-Slams wichtigte, kam  das unausweichliche Spiel von Rosellas Sexualbetrachtungen, nicht prüde, zur Geltung. Die Beine der Jungs auf breit, die Füße der Mädchen dazwischen auf den Polstern. Ich schätze das Alter auf Erstsemester-Narzissmus. Als ich nach langer Geduld um leisere Freude bitte, bleibt ja wohl nichts weiter als böse Blicke und Freiheitsfrechheit. "Das müssen Sie sich halt gefallen lassen, wenn Sie die Öffis nutzen." Meine Entgegnung, ich hätte doch keinen Ausflug nach Malle gebucht, wird böse zur Kenntnis genommen. 


Beide Seiten beleidigt, der Jux geht in akustisch gemäßigteres Zischen über. Die Stimmung ist auf beiden Seiten im Keller. Entspanntes Reisen mit der Bahn. Während eineinhalb Stunden stehen vor allem Männer ab 50 und isolierte Fremde im Gang. Kurz: "Ich will Spaß, ich will Spaß!"

Vom Individualverkehr zurück zur Massenbeförderung. Die lauteste Gruppe herrscht. Zuerst mied ich die Züge zurückkehrender Wehrpflichtiger, dann kamen die johlenden Fußballer und Glühwein - ppFestbesucher. Jetzt die Wanderer und fröhlichen getrennten Gesellschaften alter Radfahrer und Hochzeitsjuxer. Alte vergrämen, Junge beschämen. Ich frage X, ob er nächsten Freitag mit nach Y ins Museum will. Antwort: ob ich nicht lieber bei ihm im Auto mitfahren wolle...

Sonntag, 30. Juli 2023

Zum Video rowing to god for Anne Sexton

 

Rowing to god

ttps://www.youtube.com/watch?v=RJwD7uxUPx4

Freund X

Als ich von hinten Deine struppigen weißen Haare sehe, vorwitzig sticht eine Strähne aus dem Glatzentopf hinaus ins Blau, kommen mir die schönen Szenen aus Erlebnissen der Vergangenheit.

Endlich jemand, der sich für das Rätsel Welt interessiert!  Um uns das Recht des sich freuenden Lebens "Spiel mit mir!".

Und in uns die Frage: "Was bist Du "eigentlich" ?" Wir badeten in der geschützten Realität der Familien und man gönnte uns die Zeit zum "spinnen", ideologisieren, spekulieren. "So ist's richtig!" "Nein so!" "Oder so?!"

Wir erhitzten uns an möglichen Folgen, möglichen Gründen menschlichen Handelns, Glaubens und Denkens.

Auch jetzt hast Du außer groben Sprüchen und gewöhnungsbedürftigen uralten Witzen der Vorväter das Herz eines Pfadfinders! Du nimmst den, die Arme an der Hand und gehst mit ihm/ihr vor die Höhle des grossen oder kleinen Putin, forderst Recht und Menschlichkeit, nicht zu selten mit Erfolg.

Ich fasse mich an der eigenen Nase, wenn ich nun warne: nicht der Verehrte, die Verehrung ist schuld! Denn wie ich, was ich in der Beiläufigkeit locker zugeben kann, hattest natürlich auch Du Deine Schuld aus Tun und Unterlassen, und meine Freude ist die eines Freundes, also einer Geschichtsschreibung nicht angemessen.

Aber ins Buch der Freundschaften schreibe ich es ein. 

Montag, 17. Juli 2023

Jane Birkin 2009 prends cette main

Betrachte dieses Herz

Ich habe die CD "enfants d´hiver" von Jane Birkin gekauft und mußte die Teilnahme am Treffen der Jean-Paul-Gesellschaft absagen. Ich höre tausend Vögel des neuen Frühlings singen und denke an die Blumenwiesen Jean Pauls. Ich höre die Stimme der Jane Birkin.

Ich kann zu wenig Französisch, um ihre Texte zu verstehen. Aber ich verstehe gut Einsamkeit und Sehnsucht. Und Dir geht es nicht anders.

Lass mich dieses Herz betrachten im Spiegel einer Wiese von Krokus gelb und blau! Lasse es sprechen vom Glück der Berührung und vom Himmelsflug der Gedanken. Lasse es aber auch nachspüren dem Schmerz des Verlusts.

Dunkle Wiese des Krokus. Ein Regen fällt in die blitzenden Stimmen der Vögel, in die schwarze Erde, in die Sehnsucht der Blüte. Die Wolke reißt auf und ein Sonnenstrahl taucht die Welt in die von Liebe und Lust erfüllte Stimme der Jane Birkin. Du kannst die Lieder der Vögel wieder hören hinter den Liedern der Vögel. Erinnerung! Du hast ausreichend davon.

Da ist ein Hauch aus dem Norden. Es riecht nach Meer. Die Haare werden zerzaust auf dem vollen Schopf eines Kindes. Die Tulpe auf dem Tisch des Cafe´ leuchtet in der Erinnerung einer Freude beim Hereinstürmen der Rasselbande, in der Erinnerung meiner Freude bei Deinem Eintritt in meine Sehnsucht. Ich denke :“Berührung“.

Ein Schnee!- Ach, sagt die Stimme, geh! Die Bäume rollen ihre ersten Knospen aus. Die Herren und Damen vom up and down kaufen Dessous der neuen Kollektion. Rosa Frühling 2009.

 

Jean Paul sieht auf zum Nachthimmel. Hinter Sonnen und fernen Welten zieht ein Komet unsere Hoffnungen in grüne Träume. Eine dunkle Sehnsucht singt in heller Stimme. Sieh die Kinder und: sieh uns spielen. Jean Paul hört ein seltsames Brausen. Des Lebens und Sterbens Millionen Stimmen. Meer. Und dahinter, darin eine von Dir und mir, Jane.

Schwerer fällt es, das Buch Hoffnung zu öffnen. Aber schal ist der Geschmack der Gleichgültigkeit. Unter dem Regen bekommt die Erde grüne Flecken von Frühling. Ich spüre Atem in mir.

Vom Berg herab strömt warme Luft in die Stadt. In den Körpern regen sich die erstarrten Seelen. Ich begegne meinem Schatten wieder. In aufleuchtenden Räumen läuft er zitternd vor Vorfreude in das Jahr.

Ich verstehe nicht. Noch ist meine Nase verstopft, noch höre ich die Vögel ohne sie zu hören. Wie gleichgültig mir die Menschen noch sind!

Ich spüre, wie sich in mir das Buch Hoffnung öffnet. Aus den leeren Fensterhöhlen der aus dem Meer Alltag ragenden Phantasie steigt eine Toccata, eine Fugue auf. Heller und frischer im Blau ruft der Himmel die Singvögel aus den Sonnenparadiesen zurück, unsere kahlen Felder in solche zu verzaubern. Noch hat die Liebe ihr Golgatha vor sich. Aber die Erde hebt sich schon über der aufbrechenden Lust.

Es gibt wieder richtige Rauschebärte. Er beglückt die Enkelin mit Sprüchen, die schon alt waren, als wir Enkel waren. Ein Großvater, der mein Bruder sein könnte.

Aus welchen dampfenden Pfühlen, schimmelnden Brettern, zerfallenden Zeitungen kommst Du nach Kuhschnappel? Das Fenster war ein Licht in der Finsternis der Stube. Hier wohnten Verbitterung und Depression. Mit Gleichgültigkeit wappnete sich enttäuschte Hoffnung gegen die Liebe des Kindes.

Jetzt hast Du Dir die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit gesichert. Du hast Dir ein neues Hemd und neue Hosen gekauft. Was ist die Kleinstadt, die sich Stadt nennt? Du spielst auf einem Wanderstock eine grob geschnitzte Melodie von Kälte, Arbeit, verfaulender Sehnsucht. Und Du würdest so gerne eine neue Welt lernen. Den Glauben an die Nachbarschaft, an das Wechselspiel der guten Wünsche in und aus grünenden Vorgärten, an Leichtigkeit und Lachen in bunten Strassen.

Wie bist Du zu diesem Kind gekommen, das Dir die gute Aussicht aus der Sehnsucht beglaubigt? Sie lacht mit Dir verzeihend über uralte Witze, säuerlichen Mundgeruch. Du zahlst fröhlich aus dem Vermögen eines besiegten Geizes. Weit ist der Weg ins Seniorenheim, wo sie Dich nackt fotografieren und lachend herumzeigen werden. Jetzt aber wirfst Du mit Deiner Enkelin den goldenen Ball nach einem Frosch. Die Grashalme glänzen wie Märchen vom Stiefel des Katers.

Gebeugt kommt mir Z entgegen. Die weit geöffneten Augen sehen die Welt nicht mehr. Sie blicken nach Innen. Lauschend auf das Versprechen: wir zahlen Ihre Rechnung. Geruch der Kanalisation mischt sich mit feineren Ausdünstungen von Chanel, Klein und Schweiß von Wellness. Frauen suchen die Fußgängerzone nach Draußen-Sitzen ab. Der Arzt sagt in himmlischer Ruhe: hast Du den Löwen vorbeilaufen gesehen? Auf dem Weg nach Compostella wurde er erleuchtet. Er wandelt seither durch das Reich der Hypnose, eine Nische im Palast der Verehrung. Gott im Auge des Straßenköters von Guernavaca blitzt ihn grün an im Zorn meines Freundes. Ach Richard, warum hast Du mich verlassen!

Die Frau des Schwerverletzten sieht den Blitz der Gleichgültigkeit im Gesicht der Macht. Patienten, von der Kasse zusammengetrieben, liegen bewegungsunfähig weit von der als Menü bezeichneten, seltsamen Nahrung, versuchen aber gehorsam, mit dem Besteck nach den Tellern zu langen. Besser, es gelingt nicht: wie sollte man das da klein bekommen, wie ohne Hustenanfall die Speiseröhre hinab? Ein Löwe hält kurz an und fragt wichtig: "Hast Du den Chefarzt vorbeitrotten gesehn?" Gabeln und Messer klirren zu Boden. Bettpfannen kippen. Ein warmer Frühlingswind zieht an grauen Schlieren im Fensterglas vorbei ins VIP-Appartement. Der Tod wartet auf die nächste wichtige Person.

Kehr um auf dem Weg nach Compostella: pilgere durch diese Flure, durch diese schlecht gepflasterten Pfade in den leeren Windungen einer von Ich schimmelnden Gehirnlandschaft. Was sagte noch der Dalai Lama zur Rodenstock-Brille?

Ein Ruck ging durch Deutschland,

Du stehst vor der Tür

von Hartz IV

und fühlst Dich wie Silikon

nach vier Jahren Wetter.

Wo ist der Kerl von den großen Sprüchen? Sieh an ein alter 68er bei der Werksbesichtigung von Gazprom.

Schau an, der Künstler, weltumschlungen, knabbert ein trockenes Brötchen Beachtung. Voll Mitleid wirft das vorbei eilende Publikum etwas Kupfer in den ächzenden Narzißmus. Er wird eine totalitäre Bewegung lostreten oder im Zen eingehen.

Ein Paar aus den 50ern mit Goldglanz auf der Wattejacke und rosa, rosa Pullover! Deutschland erwacht aus der Entwertung von zwanzig, dreißig Jahren. Schluck doch selbst den Ruck! 

Das Buch Hoffnung öffnet sich. Jean Paul streut Frühling, Jane Birkin singt einen Regenbogen und eine Berührung. Hier ruh Dich aus, mein Bruder Obdachlos. 

Klaus Wachowski 07.03.09

Dienstag, 2. Mai 2023

Zur Wahl

 

Nudelbrett und Dudelsack

 

Das Sein bestimmt das Bewusstsein

 

Nudelbrett und Dudelsack,

Ganz nach Erdogans Geschmack

Dudelsack und Nudelbrett,

Orban fand es auch ganz nett.

 

Wo dem einen Soros lacht,

Macht dem andern Gülen Sorgen,

So wird das Dudelbrett bewacht:

Und Nudelsäcke gern verborgen!

 

Diktator klopft die Freiheit weich,

Der Dudelnudel ist das gleich.

 

4.5.18        Klaus Wachowski

Harp of silence

 Harp of Silence


Is this Nirvana

or is this the light?

I see my sorrows sinking

darker in the night.


Life is but a heartache

where the days are bright.

In the windows of Your soul

falling words on sky.


25.11.11

Freitag, 7. April 2023

Karfreitag 23

 Karfreitag 

Ein schwarzer Bleistift. Welche der vielen Möglichkeiten aus Deiner Mine werde ich verwirklichen können? 

Lila Tulpe und gelber Löwenzahn. Dieser Jesus soll gestorben sein. Glaubst Du das?

Die Menschenliebe und die Republik: sie gibt es doch schon immer und weiter und weiter. Die Liebe hat wie der Raum keine Grenze, und gekrümmt ist sie auch nicht. Und die Republik? Du spürst es in Dir.

Vielleicht ist auch das Böse ewig. Du erkennst es an seiner Sehnsucht nach Verehrung, nach dem Mehr als andere. Vom Götzen, den es Gott nennt, will es die Erlaubnis zum Menschenhaß.

Die schwarzen Wolken geben Regen und Kraft. Die Bäume treiben die Blätter aus dem Zweigen, die Blumen öffnen die Blüten. Und da reißt es die Wolken auseinander. Der Weg leuchtet auf. Unter der lila Tulpe die goldenen Becher des Löwenzahns.

"Frag nicht so blöd!" Die wütende Stimme einer jungen Frau. Ihre Beine zittern. Ein bleiches, dünnes Mädchen steht neben ihr. - Hat sie all ihre Liebe aufgegeben? Aus dem Smartphone nur ein von Einsamkeit besoffenes Schweigen.

Die Bahn fährt an. Die Stimmen von Spatzen und Meisen im wärmer werdenden Licht. Erste Ginsterblüte aus dunklem Grün. Schon hell das Grün aus den alten Zweigen.

Karfreitag: Ist doch egal, ob er gestorben ist: Das, für das er leiden musste, lebt weiter: Liebe Deine Nächsten.

 

Klaus Wachowski 7.4.2023

Donnerstag, 23. März 2023

Durch die Welt

Durch die schöne Welt

Ich krümme mich,
Kann nicht schreien,
Rufe
Die Erinnerung sagt:
Hallo

Ein Stück weiter
mit Dir, von Deinem Grab zu meinem.
In dunklem Blau steht die Föhre
Das Schweigen der Nacht
auf schwarzen Schwingen im Kreis.

Wir aber gehen in den Frühling,
Du vergehst im Vergessen,
tauchst wieder auf,
froh begrüßt.
Gelb leuchten uns die Osterglocken.

Ein Bierchen? Eine Zigarette?
Ich glaube, das brauchst Du nicht mehr.
Wir haben dieses Gefühl
Vom gehender, kommender Liebe.

Jetzt willst Du wieder gehen,
Ein kleiner scharfer Schmerz.
Ich warte.

23.3.2023

Donnerstag, 23. Februar 2023

Jacko Smirc, 6 Jahre

 

Die Kindheit des Dr. Smirc 

Er erzählt: 

Ich gehe hinaus, schnitzte an einem abgebrochenen Stück Zweig.

Auf dem grauen Stiel des jungen Pflänzchens wird eine kleine Stelle von ca. 5 cm heller, liegt plötzlich im Frühlingsleuchten da. Das, was man Seele nennt, beginnt ebenso plötzlich zu schwingen.

Dort! Der Wald meiner Erinnerung hell-grün über rötlich-braunem, gewundenem Weg.

Jung, verwundbar und vertrauensselig schnuppert ein Rehkitz im Gras. Ein Bussard, hoch aber noch sichtbar, zieht weite Kreise.

Was soll noch geschehen?

Die Sonne und die Schatten begleiten mich spät am Abend zu Dir.

Klaus Wachowski 23.2.23

Samstag, 4. Februar 2023

Abendhimmel früh im Februar

Die Schwalbe als ihr Schatten fliegt durch den orange sich färbenden Äther des Blau.

Und schwarz auch die aufstrebenden Äste der Baumkronen.

Mittwoch, 25. Januar 2023

Alter und Kunst

 

Alter und Kunst

Die Welt löst sich von mir, ich löse mich von ihr. Der Rücken ist bretthart. Das Leben hält mich mit der Kralle eines Raubvogels.

Jo war ein wirklicher Künstler der Fotografie. Ich entdecke es richtig erst an einigen Alltagsfotos in Farbe. Er suchte und sah das Ding in und hinter den Objekten: das Du im Subjekt.

Natürlich: Was ist dieser kahle Baum im Winter?

Die Sehnsucht nach der Sonne, weg vom Zug der Schwerkraft. Die Sehnsucht nach Ausbreitung im Raum. Nach Halt. Berührung, Mischung von Wasser und Luft. Die Form aus dem Willen.

Er sah es und fotografierte.

Was ist der Mensch in seinem Körper? Die Augen sagen es, Gang und Haltung. Auch das versuchte er zu zeigen.

Die Welt hat sich von ihm gelöst. Wer will kann ihre Spuren in seinen schwarz - weiß - Fotografien als Abdrücke seiner Seele nachlesen.

Ich konnte und kann vermutlich auch heute noch nicht Menschen zeichnen. Ein Kopf ist kein Ei, ein Blick hat zu viel Person in sich, als dass ich davon absehen könnte und es in der Form nachziehen. Das scheint mir aber die Bedingung von Zeichnung und Fotografie zu sein: beides in Einem zu sehen und zu zeigen.

Jetzt, wo ich alt bin, verliere ich die Fähigkeit, hinter der Form den Menschen zu erkennen. Es dauert immer länger, die Aufmerksamkeit wird durch das Energie raubende Fixieren verdrängt. Beides gemeinsam ist mir nur noch schwer möglich. Vermutlich kann ich exakter zeichnen, weil ich mir die Zeit nehme. Aber das dahinter erkennen und zeigen: ist mir das (noch oder erstmals) möglich?

Solange die Welt nicht von mir ab fällt, weil ich sehen und nachbilden. Wie sonst könnte ich sie berühren?

Jo hat sich wie manche Künstler*in in Fragen der Technik und der ideologischen Forderungen verstrickt. Das nahm ihm einiges an Energie und ließ ihm zu wenig Zeit für erfolgreiches Beziehungknüpfen. 

Jetzt sehe ich: er sah.

24.1.2023 Klaus Wachowski

Donnerstag, 12. Januar 2023

Posts bereinigt aus 2009 bis 2014

2009
Sarrazynism
Zwei Räume, Herzen 
2010:
Cechow 
rede-des-toten-christus-vom-weltgebaude
Ich weine 
Afrikanisches Zimmer
Schrumpeliger Luftballon 
Dr. Westerwellness grüßt freundlich
Mit Bischof Watschen ins Nirvana
2011
Rückkehr
Ein Abschied
Odessa - nur kurz
Tölz Escape
Kirschgarten
Lindenbaum
Gleichheit 1. Mai
Barbie- Change
2012
Am Baum weinen
Mein Hähnchen
All dies
Eine Quelle bei Camporosso
Zeichnen
Wenn der Hahn kräht
Maurice 2012
Add an Extra
Tote Dichter
Jetzt Donaueschingen
Breivik verstehen mit Neulich
2013
Schartekenschnitzel
So begann Tag und Traum
Kunstexperte Dr. Smirc 
Dr.Smirc easy living
Frühlingsstimmen
Ewigkeit kann süchtig machen
Brassens
Vladissimo
Aus Tag und Traum 2012
Die Tulpe
Sinn suchen
Am Maidan der Duchoborz
2014
Opak
Café X, Antwerpen
Der Ton ist deutsch!
"Warum also soll ich weinen?" 
Zwicks Lied
Was zu tun ist,
An einem östlichen Strand
Bilanz ohne Grenzen. 
Törtchen auf Sozialarbeit
Vom Leben, ein Projekt
Die neue Saison             
Liebend den Verstand verlieren . . Begegnung mit wirklichen Menschen
Verhaltene Feier
leuchtende Wolk
Das Nest erwartet den Vogel
Lebens satt
Dr. Smirc gießt frühe Blumen
Als ich eine Wiese hinunter ging
Eine Liebe aus Pilcher







Das war noch die Zeit, in der ich glaubte, Wichtigkeit habe etwas wichtiges an sich.




Tauben-Gurren in Klagenfurt

Das Drama des verehrten Kindes Freien Herzens kann ich heute sagen, daß ich Dichter bin und nicht unsäglicher Reimeschmied. Am leichtesten...