Mittwoch, 22. Januar 2020

östliche (?) Weisheit

Auf einem Teebeutel:

" Die Wirklichkeit ist nicht so oder so,  sondern so und so. "

Mit Schopenhauer antworte ich: "Soso!"

Freitag, 17. Januar 2020

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Was sagt der Mann am Trog? Ingold -na ja - weiß es:

"Es gibt so viele Schriftsteller, wie es noch nie gegeben hat", meint dazu Nobelpreisträger Peter Handke: "Vor lauter Verzweiflung flüchten die Leute ins Schreiben. ""

Fragt sich, aus welchen Gründen Handke und -na ja - Ingold ins Schreiben flüchteten.

Im Detail:

Die schimpfende Riege vom betreuen Schreiben. Die Alten. Walser, Handke, Strauß, jetzt Ingold. Mir graut - auch vor mir:

ruft es nach Nachruhm des Jandl-Preisträgers? Den Büchner bekam Mayröcker. "Wer erinnert sich heute an die Preisträger vom Vorjahr? " (Ingold 2018)

Okay die Jugend winkt  mit Knöpfen im Schlitz der Jeans, Psychobärten und wilder Geste.

"Moment und Event gerinnen zu permanenter Gegenwart. "

Das sagen alle Alten. Ein Satz von gewinnendem Trash. Tragisch. Aber nicht gerade von M. Walserscher "unglaublicher Verneinungskraft".

Ist er richtig?

Es gehe nur noch um ,,die Möglichkeit und den Wunsch sich auszudrücken, egal, welcher Art die ,Nachricht‘ ist“; es gehe um ,,das Recht und das narzisstische Vergnügen, sich auszudrücken für nichts und wieder nichts, nämlich für sich selbst, aber eingebunden in ein Medium und durch dieses verstärkt “.

-Jandl kassieren und dann den Goethe raushängen...-

War es je anders? Sind die Auserwählten denn nicht auch von daher geworden und ebenso schlecht wie 68 und 47 und vor und vor?! - Und wird es je anders sein?

Dann geh doch zu Suhrkamp!..

Aber der Trog ist nicht groß genug. Und die Wut des zu kurz gekommenen entlädt sich nicht gegen den VIP sondern gegen die heran drängenden aus der Jugend. Eine Vorarbeiter- Haltung, die der von SPD-Betriebsnudeln damals bei Hartz doch sehr ähnlich sieht.

"Für Warhol war klar, dass es künftig kein Können mehr brauchen würde, um sich als Künstler Aufmerksamkeit zu verschaffen , und keine Originalität, schon gar kein Genie..."

Der  Guru vom Personenkult: "Man wollte sich als Künstler nur Aufmerksamkeit verschaffen..." Nun gilt es wohl die Show vor anderen zu schützen.

Jetzt drängen auch noch  Frauen ins Licht! Ingold schimpft gerade sie, wenn er Trash perhorresziert.

Die Alten, man glaubt nicht, dass die einmal jung waren und Dada trashten, ja nach dem Jandl-Preis schnappten.

Das ist doch das erste, was alle Künstler machen, wenn sie die Sprache entdecken! Jetzt macht der Stammtisch auf Internatsprimel vom Glauben an den hohen Stil.

"Die Literatur ohne Anführungsstriche - dafür aber mit Kunstanspruch - läuft bestenfalls nebenher."

War es je anders? Literatur außerhalb des  Aufgeblasenen - stand doch stets als Regalfüller in Läden und Verlagen. Verkauft wurde doch zuerst schöner Tratsch und Trash. Das Jammern der nun auch nicht mehr in der Reklame zu findenden Berühmtheiten klingt schräg. Das Seniorenzentrum Suhrkamp hat halt keine Plätze mehr, nimmt gar junge Schnösel auf.

Der Löwe brüllt heiser in die Ewigkeit, bleibt von der Zeit doch nur wenig. Schade mit Nachruhm? Aber die Rente ist doch sicher!

Auf Mayröcker scheint er irgendwie sauer. Sie hat's geschafft, wird erwähnt. Hat wohl einen Preis mehr und den Ingold nicht als Jandl erkannt, sondern findet junge Damen interessanter.- Und/oder das Pegidabräbeln alter Herren ermüdend.

Was ist das nur für eine Wut auf alles, was lebt?

Man hat meine Gesänge nicht gewürdigt?

Aber wir sind doch alt geworden, das Leben hat uns mit ordentlich Leben beschenkt. Ja auch Verlust war. Der macht Trauer,  nicht Wut.

Was heißt Genie, was Nachruhm? Schwüler Sprachgebrauch aus den Testosteronen, welcher Diktatur wir doch mit Glück entronnen sind. "Es findet darin" im Gegensatz zur Walserschen sterbenden Erzählung kein "Geschlechtsverkehr statt".

Ihr Jungen, an die Tröge!
Wir müssen zurück ins Vergessen.


Donnerstag, 16. Januar 2020

Konferenz

Im Traum findet eine Konferenz statt. Lauter (es gibt kein zutreffenderes Wort in der sogenannten Hauptursache) ältere Herren in meinem und älterem Alter.

Worüber tauschen wir uns aus? Es sind nicht Leute wie die von der Schopenhauer - oder Jean Paul - Gesellschaft, die ich erleben durfte. Oder die Köpfe bei der Hannah Arendt - Tagung in Zürich, von wo mir noch ein besonders fleißiger, besonders eingebildeter Ossie vom Institut der Braven in Erinnerung ist, der sich mit ideologischem Ereifern über ihr Denken hinweg präsentierte.

Der Mann, der da auf mich zukommt, ist eher ein grau gewordener Grüner, der sich  Sorgen über die Zukunft der Republik macht. Ihm ist die Wende von der Partei der Bürgerrechte zum Ökologismus sehr bedenklich. Ganz sympathisch, so eine Art Ströbele.

Leute, die sich Sorgen machen um eine Welt, die immer enger und autoritärer wird. Die Wiederkehr der düsteren Zeit von kaltem Krieg und Faschismus.

Die Akademiker fragen sich und trauen sich schließlich, mich zu fragen:

Und,  was haben den Sie in der ganzen Zeit gemacht?

Ich habe mich gedreht und gewendet, war politisch bei Jusos und Grünen aktiv, belästigte harmlose Bürger mit Flugschriften politischen und kulturellen Inhalts, wurde schließlich mit einem wichtigen Amt stumm gemacht.

Ich war und bin Sohn, Bruder, Mann und Vater mit seltsamen Anwandlungen, einer gewissen Distanz und dann wieder unberechenbaren Ausbrüchen, aber doch wohl ganz lieb. Lange wollte ich Kunst "wissen", verlor mich in Begeisterung für Marx, Kraus, Schopenhauer, Arendt, Jean Paul, Virginia Woolf, Sexton und viele, nicht allzu viele, andere.

Und als Beamter habe ich mit vielen anderen Staatsangestellten dafür gesorgt, dass diese Republik funktioniert, sich erneuert und bleibt, was sie war. Darauf bin ich in Rücksicht auf diese Tagung stolz.

Vermutlich werden wir Alten das Problem politischer Wurstigkeit weder lösen noch überhaupt richtig darstellen können. Wir versuchen, die Fragezeichen vom Horizont zu schieben. Auch wenn wir nicht sehr von Erfolg überzeugt sind, sind wir doch ausreichend interessiert.

Mir fällt ein Satz ein, den ich einem Freund geschickt habe: Die Zeit lächelt mir zu, während sie die letzten Kapitel des Buchs Leben umblättert. Oder sind es schon die letzten Seiten? Okay, ich lebe. Lassen wir es dabei. Und laß uns eine Seite aus dem Buch des Lebens nehmen, um die wärme der Liebe zu erhalten.

Was war das Ergebnis des Kongresses? Wie so oft habe ich ihn ohne besondere Aufmerksamkeit für das Thema, mehr mit Interesse für die Anwesenden und ihre Haltung verfolgt. Wie so oft war es schön. Gemeinsames Nachdenken von verschiedenen Seiten aus.

Als ich die Teilnahmebescheinigung ausdrucken will schiebt eine nette Dame einen Zettel dazwischen. "Darf ich?" Aus dem Drucker kommt ein Blatt Hakenkreuze. 

Ich denke, dass sie es nicht schaffen werden. Die jungen Leute haben ausreichend kritische Vernunft. 

Tauben-Gurren in Klagenfurt

Das Drama des verehrten Kindes Freien Herzens kann ich heute sagen, daß ich Dichter bin und nicht unsäglicher Reimeschmied. Am leichtesten...