Dienstag, 17. Dezember 2019
Das Kind
Es gibt auch den Tränenfluß. Will ich mich ihm überlassen, um wieder in mein Leben zurück zu finden, treiben die Leichen vorbei aus Mittelmeer und Bosnien. An der Theke, in Küche und Müllcontainer arbeiten stumm die Überlebenden. Du gehst nicht schnell an ihnen vorbei: Du siehst sie nicht.
Derweilen lässt ein Teenager eine Handgranate in ein Fenster fallen und ein Alter sieht lachend zu. Wie heißt Dein Heil, an dem Du Dein Ego schrubbst? Dein Haß braucht keinen Grund. Er hat seinen Spaß dabei. Ob heilig, ob Euro ist auch egal.
Dunkel, laß die Nacht kommen. Lasst uns die wirkliche Wirklichkeit hören. Eine Liebe, ein Leben ist verloren. Was reden wir?
Der Fluss rauscht an der Sehnsucht vorbei, reißt die Trauer mit sich, verliert sich in der Nacht. Die Sterne scheinen aus den Sphären in unsere Ahnungslosigkeit. Japaner gehen auf den Balkon, den Mond zu betrachten, ein Sufi macht dröhnende Atemübungen, ein Priester, Rabbi, Imam entziffert einen Text ohne Verstehen.
Ein Kind erwacht in eine bunte Welt. Es kommt nicht um die ersten Verkündigungen herum. Es weint aus dem ersten Verlust. Es lacht in die erste Hoffnung. Es lauscht in die Sehnsucht.
Was hörst Du?
Vom Ufer aus sieh hinauf. Da sind Sterne, deren Staub wir sind. Die Sehnsucht sagt, hier darfst Du Dich freuen.
Wir können helfen, nicht erlösen. Und auch zur Hilfe sind wir oft zu bequem, zu schwach, selbst im Vergessen verloren. Sehen wir das Kind in der Person, die Person als Du! Dann verstehen wir den Sinn des sogenannten heiligen Wortes. Man kann daraus keine Handgranate machen.
17.12.2019 Klaus Wachowski
Donnerstag, 10. Oktober 2019
Galerie
Ich gehe die Galerie meine Erinnerungen entlang.
Es gibt einige düstere und es gibt ein Loch in der Wand. Ich betrachte die schönen, die seltsamen, bunten, grauen, langen und kurzen.
Der Moment, in dem sich das Gesicht eines Freundes in Haß verzerrte. Die Alternative hieß: Freundschaft oder Recht. Er erklärte den Krieg. Ein realistisch dargestelltes Bild der Hässlichkeit im Haß. Farblich stark betont in überzeichneten Grautönen.
Das Bild stürzender Wichtigkeit. Ein schwarzer Abgrund, in den ich nicht hinunter sehen kann. Schmerz erstickt das Wort.
Die neueren Bilder kommen. In ihnen sind Himmel und Farben blasser. Das Alter hat noch nicht aufgelichtet.
Vorbei am Zapfkönig. Die Wand macht eine Biegung und ich befinde mich wieder am Anfang, bei den von der Zeit heller und bunter übermalten Bilder der Kindheit. Ich weiß: es war anders. Was kann ich noch davon erzählen? Es sind die Bilder, die ich davon behalten wollte.
Und ich gehe die Erinnerungen entlang. Dann öffne ich die Tür. Und ich sehe, was ich nicht weiß.
Das Gefühl heißt Dankbarkeit.
10.10.2019
Dienstag, 8. Oktober 2019
Himmel
Die zwei Menschen kamen an die alte Gärtners-Hütte, die zugeschlossen und stumm mit finstern Stuben im lichten Garten stand, wie eine Vergangenheit in der Gegenwart. Entblößtes Gezweig der Bäume verschränkte sich mit fetten halben Blättern über dem dichten, sich durchgreifenden Laubwerk der Stauden.
– Der Frühling stand als Sieger neben dem zu Füßen liegenden Winter.
– Im blauen Teiche ohne Blut war ein dunkler Abendhimmel ausgegraben, und sein Abfluß wässerte rauschend die Beete.
– Die Silberfunken der Sternbilder sprangen auf dem Altare des Morgens auf und fielen erloschen in das rote Meer des Abends nieder. –
– Der Wind schwirrte wie ein Nachtvogel lauter durch die Bäume und gab der Akazienlaube Töne, und die Töne riefen den Menschen, die in ihr einstmals glücklich wurden, zu: »Trete herein, neues Menschenpaar, und denk an das, was vergangen ist, und an mein Verwelken und an deines, und sei heilig wie die Ewigkeit, und weine nicht bloß vor Freude, sondern auch vor Dankbarkeit!« –
Und als sie wieder aus der heiligen Laube in den magisch-dunkeln Garten traten, nahm er den Hut ab, erstlich um innerlich Gott zu danken, und zweitens weil er in den unaussprechlich-schönen Himmel schauen wollte."
Soweit Jean Paul
Ich erinnere mich nicht an einen unaussprechlich schönen Himmel. Sehr wohl aber an meine Sehnsucht danach. Vor den Himmeln stehen die mich vor dem Versinken rettenden Paravents des Alltags und die das Staunen abziehenden Bilder und Lieder der Kultur. Dröhnen, Flieger, Raketen, Drohungen und der Zorn darüber schwirren vor den Sternen, lärmen,empören sich vor dem die Weiten suchenden Blick.
Wie schön, daß es einer sah und beschreiben konnte!
"Groß stand auf Gräbern und Bergen die Nacht vor dem Herzen und machte es groß. Über dem weißen Turm-Obeliskus ruhte der Himmel blauer und dunkler, und hinter ihm flatterte der abgedorrte Gipfel des niedrigern Maienbaums mit entfärbter Fahne. Da erblickte der Sohn das Grab seines Vaters, auf dem der Wind die kleine Türe des metallenen Kreuzes knarrend auf- und zuschlug, um das auf Messing eingeätzte Jahr seines Todes lesen zu lassen. –
– Eine heiße Wehmut ergriff mit heftigen Tränenströmen sein losgerissenes Herz .."
(aus "Gesammelte Werke Johann Paul Friedrich Richters alias Jean Paul" Friedrich Richter)
Und hier ruht der Himmel blauer und dunkler, breitet sich über fühlen könnenden Seelen aus. Und hier sind Tränen möglich, wo uns eine aufgeklärte und sensible Zeit sie erst "erlauben" muß...
Im Alter erst habe ich die Chance, im Angesicht meines sicheren Todes Abstand von der Gegenwart zu bekommen, Wichtigkeiten in den Räumen zwischen dem noch-nicht und nicht-mehr meines Lebens zu belassen und etwas von der realen Weite von realem Raum und realer Zeit ahnungsweise zu fühlen. Und der Einzigartigkeit dieses kurzen Aufblühens und Erlöschens dankbar gegenwärtig zu sein.
Dunkel liegt der Teich ohne Blut unter dem roten Meer meines Abends.
8.10.2019 Klaus Wachowski
Liebe und Leid sind real existierende Dinge.
Montag, 30. September 2019
Erinnerung und Gegenwart
Erinnerung und Gegenwart
Wie lange hat es gedauert, bis dieser Lichtstrahl in unserer Welt angekommen ist! Durch wieviele Welten musste er fließen?
Auch Du, von der mich diese Äußerungen gegenwärtig erfüllen, bist - wie jene Sonne - untergegangen. Eingegangen in den Staub von Sternen, das Meer Leben.
In dieser Nacht ist Dein Licht wieder sichtbar, wie in allen nicht von Wolken oder der irdischen Lichtverschmutzung bedeckten Nächten. So bist Du bei mir. Gegenwärtig, real.
30.9.19
Dieses Licht hat nicht mein Auge gemacht, diese Erinnerung nicht mein Gedanke. So bist Du da. Danke, dass Du Deine Zeit mit mir teiltest!
Sonntag, 29. September 2019
Denke an Heimat, Fremder
Fand Freunde.
Einer spielt Gitarre
"No woman, no cry."
Davon, wie die Freunde
In einem Verwaltungshof
Warteten
Auf Abschiebung.
Wo Heuchler sich unter die Leute mischten.
Das Grün auf dem Hügel,
Der Blick aus dem Grau in den Himmel,
Weit und breit allein.
Der Gedanke aus der Stille in den Raum Frieden.
Das Staunen, leben zu dürfen.
Don't shed no tear.
Samstag, 21. September 2019
Mein Kind
Mein wildes Kind,
Mein sanftes Kind,
Mein ordentliches Kind.
Die Zeit entriss mir Deine Hand,
Einsam ist nun meine Angst.
Sternschnuppen fallen,
Ich ziehe den Mantel enger.
Wer berührt Dich,
Wer lässt sich berühren von Dir?
Ich wünsche Dir fühlende Hände!
Brausen der Wellen.
Singt oder weint es, mein Kind?
Muscheln sammelnd sehe ich auf:
Steigt oder stürzt es in Träumen?
Wie weit wollte ich fliegen,
Frei und allein.
Ich ziehe die Einsamkeit enger,
Sternschnuppen fallen in die Zeit.
21.1.06
Montag, 16. September 2019
Winter 97
Winter
Freitag, 30. August 2019
Quelle und Meer
Woher die Quelle kommt, wohin das Meer geht?
Ich bin am Delta des Flusses angekommen und schaue hinaus aufs Meer. Viele Boote von erschöpften Fischern , manche Schiffe mit prachtvollem Getön ziehen vorbei. Unten im Wasser verwesende Pflanzen- und Leichenteile. Der Stahl der Titanic löst sich auf.
Es wird Sand und Sand wird Stein. Die Skelette Deines Ruhms versteinern unter den Luftblasen Deiner Gier. Exkrement wird Sediment. Anspruch vermischt sich mit Instinkt, löst sich in der Strömung.
Liebe und Haß, Glück und Leid, auch die Trauer gehen ein in die Wasser, unter im Sand.
Die schwankende Hütte verfolgt staunend das Sinken der himmelstürmenden Hallen. So sinke und verschwinde ich, meine Erinnerungen, die Erinnerungen an mich, die Erinnerungen der sich an mich Erinnernden.
Aber ich sehe auch den Quell aus der Erde. Neu quillt der Samen aus dem Namenlosen. Froh klingt das Lied der Hoffnung. Das Kind springt, die Blume blüht, das Gras öffnet sich blauem Himmel. Fluss und See füllen sich mit Fischen.
Der Frieden baut, der Krieg zieht blutige Furchen. Don't worry, be happy. Es lärmt, schwatzt und zwitschert.
Es ist wohl so, daß die Zeit des Hinausfahrens aufs Meer gekommen ist. Ich sehe die Erfolge versinken im Sand. Sehe mich im Namenlosen.
Da ist der Quell, da ist das Meer, aus dem das Wasser in die Wolken steigt. Das Nichts ist nicht. Ich werde nicht mehr sein. Aber Du bist bei mir. Und die Erinnerung an Quelle und Fluß, Sehnsucht und Liebe. Von fern manchmal der Ruf des Einhorns.
Dienstag, 13. August 2019
Is doch egal!
Wollte die alten Aufregungen und Diskussionen nochmal betrachten und mir neue, eben alte, Gedanken darüber machen. Und vielleicht nochmal eigene Beiträge lesen.
Na ja: Was solls: Die Alten brauchen wir eh nicht und im Alzheimer Regal ist ohnehin freier Himmel.
Win 10 pfeift auf Übernahme des Formats und die Administratoren von taz finden auch die Antwort auf ein Anschreiben zu viel.
Musste das jetzt wegwerfen wie die Hälfte meiner Bücher.
Is doch egal, Alter. Mach Dich weg.
Wollte all das eigentlich dem Sand der Ewigkeit überlassen, muss aber miterleben, dass auch die Zeit ausreichend hirnlöschendes Potential hat.
Dass es auch Euch mal so geht, tröstet mich nicht, ist mir nach solcher Erfahrung - egal.
13.8.2019
Mittwoch, 31. Juli 2019
"ah-danke". Salzburg an Europa
Vorstoß der Kulturpegiden in Salzburg
25 000 Euro an Houellebecq
Eine von Angst und daraus folgender Gehässigkeit diktierte Literatur. Kinderphantasieen verletzter Allmacht. Das Geile anstelle der Sehnsucht und ihrer Verwirrung. Es wird viel gewusst und gar wenig gefühlt im Spiel der Langeweile.
68er Freiheit der Liebe. Was verstand die sich präsentierende Einsamkeit des Ego davon?
Aus Österreich kommt der Preis
Gab es am Trog einst wirklich auch - Kader? Die Parallele zum Osten drängt sich auf: auch dort floh das Kader in die Burgen der Angst und in die Walhallen des Narzissmus.
Xenophopie als kulturelle Sorge.
Thomas Bernhard suchte das Menschliche. Sein Zorn galt der besseren Sorte. Wie kann der Gehässige glauben, seine abschätzigen Bemerkungen über die Menschen und die Menschlichkeit hätten irgendeinen höheren Wert aus irgendeinem tieferen Sinn?!
Nietzsche macht Reklame mit Schopenhauer, Houellebecq mit Bernhard. Aber da gibt es einen Unterschied zwischen Geilheit und Eros, zwischen Lust und Frust des Ich, und Lust und Leid der Sehnsucht.
Die Literaturen des Zweifels, der Trauer, der Sehnsucht, Verzweiflung und der Hoffnung werden auch heute nicht bepreist. Die Apartheid geht kein Risiko ein und setzt auf das Ich-Ich des Ich.
Dies ist die Bürde der nächsten Generation.
P.S.:
Welche Ehre: Da sitzt die Bundeskanzlerin.
Bei Bernhard hieß es: "Wo sitzt er denn, der Dichterling?"
Die Denke ist die gleiche.
Freitag, 26. Juli 2019
Donnerstag, 20. Juni 2019
For the good times - gesungen von Johnny Cash
For the good times, gesungen von Johnny Cash
Du kommst herein. Ich freue mich.
Ich zeige Dir Dein Zimmer. Ich stelle Dir einen Kaffee hin.
Ich kann Dir nichts bieten als ein Bett. Ich kann auch zuhören, dass weißt Du.
Aber wenn du mit jemandem reden willst, dann nicht mit mir.
Ich kann den Zaun zwischen uns nicht niederreißen.
Ich habe zu viel von mir erzählt, um hören zu können!
Ich bitte Dich: bleib noch, ruhe Dich aus, schlafe!
Aber die guten Zeiten, wenn es sie gab, kann ich nicht mehr herbei holen!
Zu spät.
Ach bleibe doch für eine halbe Stunde wenigstens.
Wenn Du nichts sagen willst, sei noch ein wenig da!
Ich sehe die Bewegungen, Dein Lächeln in der Vorsicht, mich nicht verletzen zu wollen.
Ich sehe den Raum und die Zeit ausgefüllt von Deiner Erscheinung. Nur für eine Sekunde - bleib!
For the good times.-
20.6.2019 Klaus Wachowski
Montag, 10. Juni 2019
Georgia on my mind
Georgia on my mind
Tauben-Gurren in Klagenfurt
Das Drama des verehrten Kindes Freien Herzens kann ich heute sagen, daß ich Dichter bin und nicht unsäglicher Reimeschmied. Am leichtesten...
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Betrachte dieses Herz Ich habe die CD "enfants d´hiver" von Jane Birkin gekauft und mußte die Teilnahme am Treffen der Jean-Paul...
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Vom Alter Ich sehe die Bäume sich bewegen. Ich denke nicht: „Ich muß jetzt das und das machen!“ Ich denke: „Wie sich die Bäume bewegen!“ Als...
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Die See Flut und Ebbe Der Sehnsucht Gischt Der Wehmut Weh. Horizont und Tiefe, Am Strand des Lebens Treibholz vom Schiff Illusion. D...