Dienstag, 17. Dezember 2019

Das Kind

"Ho-ho-hooo", der Kebap dreht und dreht sich. Von Weihnacht zu Weihnacht macht er mehr und mehr davon. Andere meinen, Christ sei erstanden. Sehen sie mehr als einen Trump? Der Bröxit zeigt so recht, wie düster meine Kindheit war, die nun zurück kehrt. Frohe Weihnachten, Verstand!

Es gibt auch den Tränenfluß. Will ich mich ihm überlassen, um wieder in mein Leben zurück zu finden, treiben die Leichen vorbei aus Mittelmeer und Bosnien. An der Theke, in Küche und Müllcontainer arbeiten stumm die Überlebenden. Du gehst nicht schnell an ihnen vorbei: Du siehst sie nicht.

Derweilen lässt ein Teenager eine Handgranate in ein Fenster fallen und ein Alter sieht lachend zu. Wie heißt Dein Heil, an dem Du Dein Ego schrubbst? Dein Haß braucht keinen Grund. Er hat seinen Spaß dabei. Ob heilig, ob Euro ist auch egal.

Dunkel, laß die Nacht kommen. Lasst uns die wirkliche Wirklichkeit hören. Eine Liebe, ein Leben ist verloren. Was reden wir?

Der Fluss rauscht an der Sehnsucht vorbei, reißt die Trauer mit sich, verliert sich in der Nacht. Die Sterne scheinen aus den Sphären in unsere Ahnungslosigkeit. Japaner gehen auf den Balkon, den Mond zu betrachten, ein Sufi macht dröhnende Atemübungen, ein Priester, Rabbi, Imam entziffert einen Text ohne Verstehen.

Ein Kind erwacht in eine bunte Welt. Es kommt nicht um die ersten Verkündigungen  herum. Es weint aus dem ersten Verlust. Es lacht in die erste Hoffnung. Es lauscht in die Sehnsucht.

Was hörst Du?
Vom Ufer aus sieh hinauf. Da sind Sterne, deren Staub wir sind. Die Sehnsucht sagt, hier darfst Du Dich freuen.

Wir können helfen, nicht erlösen. Und auch zur Hilfe sind wir oft zu bequem, zu schwach, selbst im Vergessen verloren. Sehen wir das Kind in der Person, die Person als Du! Dann verstehen wir den Sinn des sogenannten heiligen Wortes. Man kann daraus keine Handgranate machen.

17.12.2019 Klaus Wachowski 

Donnerstag, 10. Oktober 2019

Galerie

Ich gehe die Galerie meine Erinnerungen entlang.

Es gibt einige düstere und es gibt ein Loch in der Wand. Ich betrachte die schönen, die seltsamen, bunten, grauen, langen und kurzen.

Der Moment, in dem sich das Gesicht eines Freundes in Haß verzerrte. Die Alternative hieß: Freundschaft oder Recht. Er erklärte den Krieg. Ein realistisch dargestelltes Bild der Hässlichkeit im Haß. Farblich stark betont in überzeichneten Grautönen.

Das Bild stürzender Wichtigkeit. Ein schwarzer Abgrund, in den ich nicht hinunter sehen kann. Schmerz erstickt das Wort.

Die neueren Bilder kommen. In ihnen sind Himmel und Farben blasser. Das Alter hat noch nicht aufgelichtet.

Vorbei am Zapfkönig. Die Wand macht eine Biegung und ich befinde mich wieder am Anfang, bei den von der Zeit heller und bunter übermalten Bilder der Kindheit. Ich weiß: es war anders. Was kann ich noch davon erzählen? Es sind die Bilder, die ich davon behalten wollte.

Und ich gehe die Erinnerungen entlang. Dann öffne ich die Tür. Und ich sehe, was ich nicht weiß.

Das Gefühl heißt Dankbarkeit.

10.10.2019

Dienstag, 8. Oktober 2019

Himmel

Die zwei Menschen kamen an die alte Gärtners-Hütte, die zugeschlossen und stumm mit finstern Stuben im lichten Garten stand, wie eine Vergangenheit in der Gegenwart. Entblößtes Gezweig der Bäume verschränkte sich mit fetten halben Blättern über dem dichten, sich durchgreifenden Laubwerk der Stauden.

– Der Frühling stand als Sieger neben dem zu Füßen liegenden Winter.

– Im blauen Teiche ohne Blut war ein dunkler Abendhimmel ausgegraben, und sein Abfluß wässerte rauschend die Beete.

– Die Silberfunken der Sternbilder sprangen auf dem Altare des Morgens auf und fielen erloschen in das rote Meer des Abends nieder. –

– Der Wind schwirrte wie ein Nachtvogel lauter durch die Bäume und gab der Akazienlaube Töne, und die Töne riefen den Menschen, die in ihr einstmals glücklich wurden, zu: »Trete herein, neues Menschenpaar, und denk an das, was vergangen ist, und an mein Verwelken und an deines, und sei heilig wie die Ewigkeit, und weine nicht bloß vor Freude, sondern auch vor Dankbarkeit!« –

Und als sie wieder aus der heiligen Laube in den magisch-dunkeln Garten traten, nahm er den Hut ab, erstlich um innerlich Gott zu danken, und zweitens weil er in den unaussprechlich-schönen Himmel schauen wollte."

Soweit Jean Paul

Ich erinnere mich nicht an einen unaussprechlich schönen Himmel. Sehr wohl aber an meine Sehnsucht danach. Vor den Himmeln stehen die mich vor dem Versinken rettenden Paravents des Alltags und die das Staunen abziehenden Bilder und Lieder der Kultur. Dröhnen, Flieger, Raketen, Drohungen und der Zorn darüber schwirren vor den Sternen, lärmen,empören sich vor dem die Weiten suchenden Blick.

Wie schön, daß es einer sah und beschreiben konnte!

"Groß stand auf Gräbern und Bergen die Nacht vor dem Herzen und machte es groß. Über dem weißen Turm-Obeliskus ruhte der Himmel blauer und dunkler, und hinter ihm flatterte der abgedorrte Gipfel des niedrigern Maienbaums mit entfärbter Fahne. Da erblickte der Sohn das Grab seines Vaters, auf dem der Wind die kleine Türe des metallenen Kreuzes knarrend auf- und zuschlug, um das auf Messing eingeätzte Jahr seines Todes lesen zu lassen. –

– Eine heiße Wehmut ergriff mit heftigen Tränenströmen sein losgerissenes Herz .."

(aus "Gesammelte Werke Johann Paul Friedrich Richters alias Jean Paul" Friedrich Richter)

Und hier ruht der Himmel blauer und dunkler, breitet sich über fühlen könnenden Seelen aus. Und hier sind Tränen möglich, wo uns eine aufgeklärte und sensible Zeit sie erst "erlauben" muß...

Im Alter erst habe ich die Chance, im Angesicht meines sicheren Todes Abstand von der Gegenwart zu bekommen, Wichtigkeiten in den Räumen zwischen dem noch-nicht und nicht-mehr meines Lebens zu belassen und  etwas von der realen Weite von realem Raum und realer Zeit ahnungsweise zu fühlen. Und der Einzigartigkeit dieses kurzen Aufblühens und Erlöschens dankbar gegenwärtig zu sein.

Dunkel liegt der Teich ohne Blut unter dem roten Meer meines Abends.

8.10.2019 Klaus Wachowski

Liebe und Leid sind real existierende Dinge. 


Montag, 30. September 2019

Erinnerung und Gegenwart

Erinnerung und Gegenwart

Wie lange hat es gedauert, bis dieser Lichtstrahl in unserer Welt angekommen ist! Durch wieviele Welten musste er fließen?

Auch Du, von der mich diese Äußerungen gegenwärtig erfüllen, bist - wie jene Sonne - untergegangen. Eingegangen in den Staub von Sternen, das Meer Leben.

In dieser Nacht ist Dein Licht wieder sichtbar, wie in allen nicht von Wolken oder der irdischen Lichtverschmutzung bedeckten Nächten. So bist Du bei mir. Gegenwärtig, real.

30.9.19

Dieses Licht hat nicht mein Auge gemacht, diese Erinnerung nicht mein Gedanke. So bist Du da. Danke, dass Du Deine Zeit mit mir teiltest!

Sonntag, 29. September 2019

Denke an Heimat, Fremder

Denke an Heimat, Fremder

Ich wurde gut aufgenommen,
Fand Freunde.
Einer spielt Gitarre
"No woman, no cry."
Davon, wie die Freunde
In einem Verwaltungshof
Warteten
Auf Abschiebung.
Wo Heuchler sich unter die Leute mischten.

Dort hinten,
Das Grün auf dem Hügel,
Der Blick aus dem Grau in den Himmel,
Weit und breit allein.

Am Torstein der zerstörten Kirche
Der Gedanke aus der Stille in den Raum Frieden.

Das Gefühl Liebe aus lieben Wort.
Das Staunen, leben zu dürfen.
Don't shed no tear.

Mehr als Heimat oder Einsamkeit in Fremde und Heimat. Wo Menschen Menschen achten, lass mich Heimat und Fremde verraten an das Du.

28.9.2019

Samstag, 21. September 2019

Mein Kind

Mein wildes Kind,
Mein sanftes Kind,
Mein ordentliches Kind.

Die Zeit entriss mir Deine Hand,
Einsam ist nun meine Angst.

Sternschnuppen fallen,
Ich ziehe den Mantel enger.

Wer berührt Dich,
Wer lässt sich berühren von Dir?
Ich wünsche Dir fühlende Hände!

Brausen der Wellen.
Singt oder weint es, mein Kind?

Muscheln sammelnd sehe ich auf:
Steigt oder stürzt es in Träumen?

Wie weit wollte ich fliegen,
Frei und allein.

Ich ziehe die Einsamkeit enger,
Sternschnuppen fallen in die Zeit.

21.1.06

Montag, 16. September 2019

Winter 97


Winter


Fühlst du den Schnee in deiner Nacht ,
sinkend ganz sacht auf die Haut ? ,
sanft auf den offenen Wurzeln deiner Ängste ?
Das Schweigen setzt sich an deinen Tisch .


In der Einsamkeit seines Hungers friert ein Vogel,
stirbt unter den Dolchen der Kälte .
Deine Katze hat ihm den Kopf abgebissen .


Ein Folk-Song zündet in dir eine Kerze an .
Du gehst verschneiten Weg zu Freunden .

Siehst du den Schnee ganz sachte sinken in unseren Tag ? ,
Milch in der Schale der Katze .
Und leise schließt das Schweigen die Tür

Freitag, 30. August 2019

Quelle und Meer

Woher die Quelle kommt, wohin das Meer geht?

Ich bin am Delta des Flusses angekommen und schaue hinaus aufs Meer. Viele Boote von erschöpften Fischern , manche Schiffe mit prachtvollem Getön ziehen vorbei. Unten im Wasser verwesende Pflanzen- und Leichenteile. Der Stahl der Titanic löst sich auf.

Es wird Sand und Sand wird Stein. Die Skelette Deines Ruhms versteinern unter den Luftblasen Deiner Gier. Exkrement wird Sediment. Anspruch vermischt sich mit Instinkt, löst sich in der Strömung.

Liebe und Haß, Glück und Leid, auch die Trauer gehen ein in die Wasser, unter im Sand.

Die schwankende Hütte verfolgt staunend das Sinken der himmelstürmenden Hallen. So sinke und verschwinde ich, meine Erinnerungen, die Erinnerungen an mich, die Erinnerungen der sich an mich Erinnernden.

Aber ich sehe auch den Quell aus der Erde. Neu quillt der Samen aus dem Namenlosen. Froh klingt das Lied der Hoffnung. Das Kind springt, die Blume blüht, das Gras öffnet sich blauem Himmel. Fluss und See füllen sich mit Fischen.

Der Frieden baut, der Krieg zieht blutige Furchen. Don't worry, be happy. Es lärmt, schwatzt und zwitschert.

Es ist wohl so, daß die Zeit des Hinausfahrens aufs Meer gekommen ist. Ich sehe die Erfolge versinken im Sand. Sehe mich im Namenlosen.

Da ist der Quell, da ist das Meer, aus dem das Wasser in die Wolken steigt. Das Nichts ist nicht. Ich werde nicht mehr sein. Aber Du bist bei mir. Und die Erinnerung an Quelle und Fluß, Sehnsucht und Liebe. Von fern manchmal der Ruf des Einhorns.

Dienstag, 13. August 2019

Is doch egal!

Fürs Alter zum Nachschaun hatte ich mir gekauft : F.A.Z auf CD-Rom und taz 1 und 2 (die alten Jahre bis ca 94).

Wollte die alten Aufregungen und Diskussionen nochmal betrachten und mir neue, eben alte, Gedanken darüber machen. Und vielleicht nochmal eigene Beiträge lesen.

Na ja: Was solls: Die Alten brauchen wir eh nicht und im Alzheimer Regal ist ohnehin freier Himmel.

Win 10 pfeift auf Übernahme des Formats und die Administratoren von taz finden auch die Antwort auf ein Anschreiben zu viel.

Musste das jetzt wegwerfen wie die Hälfte meiner Bücher.

Is doch egal, Alter. Mach Dich weg.

Wollte all das eigentlich dem Sand der Ewigkeit überlassen, muss aber miterleben, dass auch die Zeit ausreichend hirnlöschendes Potential hat.

Dass es auch Euch mal so geht, tröstet mich nicht, ist mir nach solcher Erfahrung - egal.

13.8.2019

Mittwoch, 31. Juli 2019

"ah-danke". Salzburg an Europa

Vorstoß der Kulturpegiden in Salzburg

25 000 Euro an Houellebecq

Eine von Angst und daraus folgender Gehässigkeit diktierte Literatur. Kinderphantasieen verletzter Allmacht. Das Geile anstelle der Sehnsucht und ihrer Verwirrung. Es wird viel gewusst und gar wenig gefühlt im Spiel der Langeweile.

68er Freiheit der Liebe. Was verstand die sich präsentierende  Einsamkeit des Ego davon?

Aus Österreich kommt der Preis

Gab es am Trog einst wirklich auch - Kader? Die Parallele zum Osten drängt sich auf: auch dort floh das Kader in die Burgen der Angst und in die Walhallen des Narzissmus.

Xenophopie als kulturelle Sorge.

Thomas Bernhard suchte das Menschliche. Sein Zorn galt der besseren Sorte. Wie kann der Gehässige glauben, seine abschätzigen Bemerkungen über die Menschen und die Menschlichkeit hätten irgendeinen höheren Wert aus irgendeinem tieferen Sinn?!

Nietzsche macht Reklame mit Schopenhauer, Houellebecq mit Bernhard. Aber da gibt es einen Unterschied zwischen Geilheit und Eros, zwischen Lust und Frust des Ich, und Lust und Leid der Sehnsucht.

Die Literaturen des Zweifels, der Trauer, der Sehnsucht, Verzweiflung und der Hoffnung werden auch heute nicht bepreist. Die Apartheid geht kein Risiko ein und setzt auf das Ich-Ich des Ich.

Dies ist die Bürde der nächsten Generation.

P.S.:

Welche Ehre: Da sitzt die Bundeskanzlerin.
Bei Bernhard hieß es: "Wo sitzt er denn, der Dichterling?"
Die Denke ist die gleiche.

Freitag, 26. Juli 2019

Donnerstag, 20. Juni 2019

For the good times - gesungen von Johnny Cash

For the good times, gesungen von Johnny Cash

Du kommst herein. Ich freue mich.
Ich zeige Dir Dein Zimmer. Ich stelle Dir einen Kaffee hin.

Ich kann Dir nichts bieten als ein Bett. Ich kann auch zuhören, dass weißt Du.
Aber wenn du mit jemandem reden willst, dann nicht mit mir.

Ich kann den Zaun zwischen uns nicht niederreißen.
Ich habe zu viel von mir erzählt, um hören zu können!

Ich bitte Dich: bleib noch, ruhe Dich aus, schlafe!

Aber die guten Zeiten, wenn es sie gab, kann ich nicht mehr herbei holen!
Zu spät.

Ach bleibe doch für eine halbe Stunde wenigstens.
Wenn Du nichts sagen willst, sei noch ein wenig da!

Ich sehe die Bewegungen, Dein Lächeln in der Vorsicht, mich nicht verletzen zu wollen.

Ich sehe den Raum und die Zeit ausgefüllt von Deiner Erscheinung. Nur für eine Sekunde - bleib!
For the good times.-

20.6.2019 Klaus Wachowski

Montag, 10. Juni 2019

Georgia on my mind


Georgia on my mind


Als deutscher Besserwisser über Stock und Stein.

Kult und Ungeduld in freundlich-unbequemer Marschroutka und Goldkuppel des Ego. Dr. Smirc fragt mich, ob wir uns in unserem Alter die Ewigkeit noch leisten können.

Laß doch erstmal die Zeit kommen. Es gibt auch schönes Wetter, beeindruckende Landschaft, Freundlichkeit und Erfolg menschlicher Anstrengung.

Was ist wichtig? Anständiges Essen, funktionierende sanitäre Anlagen, Straßen. Freundlichkeit!
Und der Mensch bleibt Mensch, wo Wichtigkeit selbst zerbricht (Grönemeyer).

Dies sind Reflexionen zu Erlebnissen des Ungeplanten im Geplanten. Literaten können keine Länder und Zusammenhänge schildern. Dazu gibt es ausreichend gute Reiseliteratur. Sie schildert zutreffend und ausführlich, was das Unbekannte den Fremden bekannt macht. Das genüge. Dies hier sind Anmerkungen eines viel zu oft witzig sein wollenden Besserwissers, die dem Blick aber vielleicht doch einen anderen Winkel öffnet.
*
Der Tag beginnt um 9. Geht auch!

Friedlich gemachte Hunde mit einem gelben Lederknopf im Ohr legen sich vor die Füße in den Schlaf.

Kutaisi

Auf dem Kirchhof über Kutaisi betrachten die Statuen der Toten die Betrachter. Einer blickt über den Fluss, weg vom Zentrum nach Russland hin. Sieht er den endgültigen Sieg des Sozialismus im Auge des Moskauer Archen?

Sulo heißt die Abfalltonne. Aber das Fernsehn ist Putin auf 20 Kanälen. Kein Bild von Babuschka Angela Merkela.

Das georgische Taxi weiß, was man fährt. Mercedes okay. Doch nützlicher ist ein Hybrid von Toyota.

Europa verpasst den Anschluss. Trump brüllt wütend hinterher. Mit so einem leben zu müssen, wer hätte das in den Zeiten des Friedens geahnt!

Der erblondete vor der lifebet, die schwarz gekleideten Schauspieler auf dem Platz, die für das Glücksspiel tanzen. Schnell reich werden. Ders geschafft hat, fährt am looser vorbei.
Die Armut aber ist auch hier fett oder dürr voll Alc.

Strassen des Zerfalls. Statt Rollator empfehlen wir Gehstöcke. Dort spielen sie noch Domino.  Ist das schon Aufbau oder noch Abriss? Hoffnung oder Erinnerung?  Mit Baukleber befestigte Poller aus Beton, zwei sind schon umgefallen.

Jacobs-Kaffee und Carrefour haben das Land entdeckt.

Vor Spezialitäten wird gewarnt. Manchmal ist Schwarte in der besonderen Wurst. Da hilft auch der Schnaps Chacha, ein Grappa, -nicht.

In Tiflis wird Sulo zu Razak. Irgendwie wirkt alles etwas östlicher.

Touristen strömen durch die Souvenir-Viertel der Stadt. Aber schon etwas weiter drinnen regiert noch das Blechdach, auf dem sich eine Katze ihre Hitze holt. Überhaupt: Tiflis - Berlin. Oben hui, unten Einbruch ins frisch Renovierte und offener Verfall.

Keiner weiß, wo die Tourist- Info ist.Aber es gibt freundliche Leute, die fragen, helfen und Dich geleiten.

Nachrichten: Oh weh! Die SPD steigt weiter ab. Die Arbeiter glauben ihr nicht mehr, die letzten Intellektuellen und die Jugend geht zu den Grünen. Man unterstellt - wohl nicht zu unrecht- Ehrgeiz anstelle von Haltung. Die paar alten Jusos und Gewerkschafter von 70 halten es nicht.

Katzenmauz von Batumi zur Nacht erinnert an das Heulen der Hunde von Soroka....

Tbilisi II

Das Fest der Unabhängigkeit. Europa wählt Sicherheit und Braves gegen die Wut der Angst, die dem Stammtisch vom versagten Privileg gehorcht. 

Fein Süßes von Sapone auf dem Weg zum Platz der Freiheit, wo St. Georg den Drachen Lenin lanzt.

Wir sitzen bei zwei Jungs, die immer noch Doors spielen und Stairways To Heaven. Dann essen wir beste Khinkali in einer uns sonst unangenehmen Edel-Athmosphäre. Der Mittelstand tut auf reich. Es schmeckt trotzdem ausgezeichnet.

Am Morgen bellen die Hunde (Vorschlag der Rechtschreibeprüfung aus aller Zeit: "bellen die Kollegen")  - Der Bus aus China wird doch noch nicht das Frühstück geordert haben. Etwa eine der fetttriefenden Pfannenwürste vom Nepp in der Zwinkerstrasse!

*

Kfz in Georgien, aus D mitgebracht:
Der Mörtelmeister 5200, Wasserrettung Bad Nauheim, Friedberg, Kiel-Oslo-Kiel, Ruhland Fußbodenbau Wertheim, Jäger str.8.

*

Shiit und Sunnit teilen miteinander die Moschee in Tiflis. Solche Ökumene soll schon bei der Einwanderung aus Aserbaidschan gewesen sein.
Ein Wermutstropfen: fanatisierte Jugendliche der Kisi, aus Tschetschenien kommende Minorität, ließ sich auf die IS ein.

*

Die Schwefelbäder riechen gelb von unten. Von oben aus dem gelben Duft des Ginster ein frischer Wasserfall.

*

Gläser weg! Kaum ausgetrunken stürzen Kellner und Kellnerin herbei, abzuräumen wie im Nepp des Massentourismus Rom oder Barcelona.

Nur: hier geht der Gast und das Lokal verströmt gähnende Leere. Soft skills, different in different places...

*

Musik und Wurst triefen in Fett und Knoblauch. Die Lockvögel für Touristen lächeln apart und apatisch.

*

Moslems sind prüde? In der orthodoxen Kirche X lernst Du engste Verehrung vom besten Stalin kennen.

Im Hinterhof schlägt die Geldgier auf die Not ein. Ideologie, Schnaps und Gottesfurcht in Zeiten des Umbruchs.

Datsche oder Klitsche: Der menschliche Maßstab der Eisenschiene.

Wer kennt nicht Karajan, den armen armenischen Schreiberling in Georgien?

*

Gori

Anbetung der Größe. Hauptsache stark! - Vorsicht: Mensch!

Ein Gespräch mit jungen Polen. Ja, die Verehrung Stalins ist auch nicht besser als die einer Hostie der frommen Verlogenheit. Wo das Kloster die Kader wieder beerbt. Europa sollte Georgien endlich aufnehmen.

Tiflis. Edle  Meile, verrotteter Bezirk.

Ein König grüßt dich überall und sei's nur ein Landrat. Hier wird verehrt.

Das Denkmal gehört mit Sand gestrahlt. Doch gib nicht zu viel Druck in Schlauch der Ewigkeit. Sonst musst du wieder anfangen.

Der altgediente Funktionär, den sein erfolgreicher Gowarisch nicht mehr grüßt.

Man sieht das Ding tatsächlich wieder oder noch - Bettelstab.
*

Vordrängen in der Funiculare.

Dir Fun, und das Vordrängen wie okay für ein Pärchen junger deutscher Touristen. Zu allererst aber darf der fette Priester sich durchdrücken, der den fetten Funktionär abgelöst hat.

*

Abends fließt gut georgisches Schmalz a la Peter Alexander oder weißem Bademantel zum guten Essen. Die Russen sind besseres gewöhnt. Warum sollen sie Beifall klatschen?

Wovon nur singt der Sänger des Schwulst? Von Liebe? Jedenfalls klatschen jetzt alle.

Wovon schriebst Du, Journalist des Sports, italienisch verstehen wir einander, der uns den Weg zeigt? Voll Stolz im Ich zum Ich.

*

Gespräch mit einem auslandserfahrenen Tiflesen.

Was redest Du da von "verrottet"? Ich war in Manchester und durfte als Weißer nicht ins Afrikaviertel. Erst als ich mir einen arabischen Bart stehen ließ. (Was wissen die Brexler von Welt?) Birmingham hatte 5, London gefühlt 15 no-go-areas.

Als die Russen drohten und Hamsakurdia nur noch Georgier dulden wollte, flohen aus dem Viertel Armenier, Russen, Juden, Türken, Perser, Aserbaidschaner und Ukrainer in den Westen oder nach Moskau. Heute nach zwanzig Jahren kommen sie zurück, sehen ihr kaputtes Haus und wohnen um die Ecke im Hotel.
Warum sollen die renovieren? Der Staat hilft wohl nicht.

*
Gori

Stalin, der Große zur Zeit des germanischen Bandenführers.

Im ersten Raum außer der Mama keine Frau unter all den Revolutionären. Eine echte Verehrung des heiligen Vaters und Führers Woschd.

Die Werke in alle Sprachen übersetzt, nicht in die von Marx oder Honecker.

Laßt die Heiligen ruhen!

Freiheit: verachte Verehrung, die heilige Jungfrau der Mörder!
*
Ja, es gibt ihn noch, den Bettelstab. Alte Frauen betteln unermüdlich auf wackelnden hölzernen Stühlen. Wird das nicht auch bald deutscher Alterssitz sein?
*

DDR und Georgien. Georgien erholt sich gerade von der AFD und geht froher in die Zukunft. Kein Pegide weit und breit. Hier ist es noch wie Friede unter klammem Rock..

*
In Batumi

Ein T- Shirt: Prada? Es heißt doch Prawda!

Die schwarzen Kleider der alten Frauen haben den Sozialismus unbeschadet überstanden. Der Kapitalismus ist nicht stärker.

Tradition und Person schließen einander aus. Das nutzen die Demagogen. Kulturträubler vom Literatentrog.

Nachricht aus D: Die Schnacksel, Konkurrenz der Megären. Wie auf Seiten der Männer der Rülps eines Strache. Die haben doch keine Ahnung von den Hoffnungen und Freuden in den Gassen Georgiens und der Welt.
*

Signaci

Backpacker vom Don't eat suchen nach der Farbe des Nichts. Und überall der - Königreichssaal. Hassobjekt Russlands. In der selbst illuminierten Höhle glücklicher Zukunft.
Ein gewaltiger Aufwand für den Effekt eines Joints.

*

Man sieht Dir den Touristen an. Die Preise gehen rauf und runter nach Geschick der Verkäuferin. Oder Taxi. Der Preis springt von 5 auf 20 Lari, 1,70 Euro zu 6,70. Ja: immer noch billig. Aber willst Du es Dir gefallen lassen?

*

Der Untergrund fließt. Das hundertjährige, fünfig-, zwanzigjährige Pflaster mit kniehohen Bordsteinen wackelt, kippt, zerfällt zu inertem Material. Obwohl schöner als in D: niemand spuckt auf den Boden.

*

Die Genialen, in Steinplatten an den Wänden vermutlich hymnisch gefeiert, in Häkelschrift. Auch in verständlichen Zeichen: sie wären nicht weniger vergessen als Nino Haratischwili, die hier niemand kennt! Nur Berta von Suttner, die Heilige des Karl May ist erkennbar verewigt. In einer Tafel von Kutaisi

*

In dieser Übergangsgesellschaft fahren und knattern oben noch die russischen Grobschnitzer, (beleidigt über den Verlust der Vorherrschaft wie sonst nur Brexitler, Gelbjacken oder Pegiden) schwatzen unten aber schon die Weicheier von der neuen Sehnsucht. Wie Gespenster ziehen die schwarzen Priester ihre Bärte durch das sich bekreuzigende Heimweh nach dem Selbstbetrug. Hinz- und Kunsthistoriker interpretieren die Ewigkeit weiterhin nach dem Hirnmix einer Ikonostase.

*

And You? Now you are Eleanor Rigby. Schönheiten, etwas für junge Leute: der Übergang von der georgischen Madonna zur russischen Matrone erfolgt unvermutet plötzlich. Wenn Du falsch fragst oder gibst.

*

Eine deutsche Frau, deren beide Töchter durch die sprachfernen, von Hunden bewohnten Ecken des Parks streifen.
Königreichssaal? Neu-altdeutsche Erziehung? Lätscherte Hippie? Genervte Mutter? Aus dem Helikopter ins Chaos gestürzt.

*

Turkish Oil. Das waren wohl früher einmal zwei gut gehende Tankstellen auf dem Weg zum Flugplatz. Ob sie an Hybrid oder an Konkurrenz eingegangen sind?

Kühe, je etwa 10 in der Tanke. Sie halten nichts von der Klimapanik, sonder nehmen ein Bad Schatten unterm Dach. Der Duft von Diesel in Milch und argentinischem Steak.

*

Wo Du auch bist, der Betriebsausflug ist dabei. Die gute Laune, die Drängler, der Spaß und der Ochs.
Wie? Wiehernde Ochsen?

*

Am Flughafen

Der kleine Dschugaschwili hält die ganze Familie in Atem und Laune. Er reißt dem Onkel unter peinlich berührtem Lachen der niederen Verwandten fast das Ohr ab.
Wenn das Kind König wird, oder der König zum Kind! Einbruch der Willkür und der Grausamkeit in die Menschen.
Noch Kleiner Dschugaschwili, oder schon kleiner Trump? Jedenfalls kein Duchoborz.

*

Sowjetischer Alterssitz

Ältere arme Damen setzen sich auf die Bank und stellen eine Waage vor sich auf, um fürs Wiegen den einen oder anderen halben Lari zu bekommen. Spricht frau sich miteinander ab über den besseren Standort, Sitzort nah am Touristen oder rennt sie früh los, um sich den Vorteil zu sichern?
In Tiflis sind die Touristen geiziger, ist die Konkurrenz gieriger oder das Geschäft schon näher der Betriebswirtschaft. Man, frau muss sich tiefer bücken, sich mehr einfallen lassen, faken, um aus der Beschämung Nutzen zu ziehen.

*

Neue Nachrichten aus Israel: Netanjahu führt Apartheid für Frauen ein zur Förderung des Antizionismus.

*

Heimkehr mit der Regio. Manchmal sieht man Züge, die fahren.

Ich stelle mir vor, wir wären noch in GE und schalte herunter in den Wut -Normalmodus.

Zwei junge Frauen stöhnen, wie schrecklich ihre Alten sind. Die schalten die Hörgeräte nicht ein, schreien, wehren sich gegen W-LAN und sind nur wütend.

Der Goldjunge schreibt über Werbung und Marketing im Wandel der Zeit. Zeit war der Überbegriff.
Abi immer wieder. In der Ewigkeit?

"Weißt Du, in der Ausbildung wird einem alles vorgegaukelt. Und was man hat, das hat man, kann einem niemand nehmen. Und dann hat der Schulleiter gesagt. Ja, was man hat... "

"Du: ich hab mir Taubenköttel (Traubenklöppel) gekauft."
Wie? In Meran? Da liegen sie ja im Botanischen Garten herum, und wenn Du sie aus dem Trockner holst, sind sie zwei Größen geschrumpft. Das ist China, weisch?"

Nach dem Vertrauensschwund der SPD sind überall wieder angst - und lusterfüllte Besserwisser unterwegs.

In wenigen Worten wird die Paarungszeit vorbei sein und die ganze Kolonie wird ins Meer der Wellness zurückkehren.


Tauben-Gurren in Klagenfurt

Das Drama des verehrten Kindes Freien Herzens kann ich heute sagen, daß ich Dichter bin und nicht unsäglicher Reimeschmied. Am leichtesten...