Mittwoch, 28. Dezember 2022

Religion nach Engels

"Kurz, der englische Bourgeois war jetzt mitbeteiligt bei der Niederhaltung der ,,niederen Stände“, der großen produzierenden Volksmasse, und eins der dabei gebrauchten Mittel war der Einfluß der Religion." Engels, Vorwort zur englischen Ausgabe 1892 (Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft)

Mit wenig Änderung könnte man dem hinzufügen: "Kurz, der sowjetische Kader war jetzt mitbeteiligt bei der Niederhaltung der ,,proletarischen Stände“, der großen produzierenden Volksmasse, und eins der dabei gebrauchten Mittel war der Einfluß der Ideologie." 

Oder auf heute: Kurz, der russische Umsturzgewinnler Putin und Co war jetzt mitbeteiligt bei der Niederhaltung des ,,niederen Volks“, der großen produzierenden Volksmasse, und eins der dabei gebrauchten Mittel war der Einfluß der Erzählung von den guten alten Zeiten.

Womit was gesagt ist? Um das Volk zu beherrschen mußt Du ihm ins Hirn greifen? 

Nein: Religion ist nichts als ein Herrschaftsinstrument und nur Materialimus macht frei. Was ein nicht religiöser, dennoch frommer Wunsch war. Ist nicht Roland Kaiser, Richard Wagner, oder jedes andere glitzernde Produkt der ganz anderen als der ökonomischen Sehnsucht.

Dienstag, 20. Dezember 2022

Bayreuther Größen 2008

Richard Wagner, Haus Wahnwitz
Eine Gruppe afrikanischer Pfarrer vor dem Haus des Rassisten. Die Anlage so zwanghaft gemodelt. In meiner Kindheit gab es Baukästen mit Säulchen und Fenstergewändern von ähnlichem Muster. Beklemmung der Vernunft, musikalisches Einweichen der Seele. * Die Stadt Hof ist aus der Jean-Paul-Gesellschaft ausgetreten... * Ich fotographiere den Glockenton einer Katholischen Kirche in Bayreuth. Die erste Frühlingssonne plastiziert das verbliebene Barock in einem milden Gelb. Jean Paul voll krass unter Wissenden. Er muß sich auf das Katzenbänkchen in der in der Villa Wahnwitz begeben, um etwas von Jean Paul zu hören. Das akademische Zergliedern seiner religiösen Nervenfasern erstaunt und amüsiert ihn. Was hat er sich nicht alles gedacht! Und recht betrachtet scheint ihm ein wahrer Kern in des Pudels Ernst zu stecken. Aber bei der Braunbierrunde muß er sich doch Gräßliches anhören. Einer quillt auf in "deutsch, deutsch" und markgräfler Allüren zu Pöbel Fussball in Bundesbahnhöfen. Die Luft sirrt von Hartz IV und Wagnerianischen Sauerkrautexplosionen. Wer sehnt sich da nach Elite? Der Drang nach oben, in einer Republik durchaus belebender Gärungsprozess, bekommt durch den Hass nach unten etwas panisch wagnerianisches. Die lähmende Funktion des Musikalischen erhält offenbar in Bayreuth selbst Einfluss auf die Liebhaber einer geistigen Potenz. Die Anhänger Jean Pauls wagen vor der Allüre kein Wort gegen das Vermessen der Vorzüglichkeit, gegen der Versuch mit Lohengrinsen den Einschlupf in die erste Klasse zu finden. Jetzt durch Bayreuth gehen und Wagner vergessen. Der Philosoph Engstirner soll hier auch etwas Ich hinterlassen haben. Jean Paul aber sitzt mir im Kolping-Hotel gegenüber und schreibt gepfefferte Ananasstücke über die neue Schicht Hinaufgelangter. Einige Akademiker möchten sich eindrängeln, aber sie kommen nicht an das gesteigerte Bewusstsein von ökonomisierten Politikern, Journalisten, Kabarettisten und sogar Gewerkschaftern heran, die besonders offenen Zugang zur Talk-Show-Bühne erlangt haben und Dir vom Nebentisch aus zuflüstern, wie minderwertig doch der Mensch ist- von ihnen einmal abgesehen. Wagner hat sich auch ohne solche Umschweife an einen Fürstenbeutel gehängt. Jean Paul hasste diese ganze Clique von Festhügelscharwezlern. Hier hebt er ein wenig die Tischdecke, um zu sehen, wie sehr sie sich vor- und untereinander winden und nicht gerade ein stolzes Abbild des Menschen geben. * Wie schön ,zu lesen, dass der Mensch wert und gleich ist durch das liebende Herz. Sie kräuseln die Lippen:“Idyll“. Jean Paul spitzt die seinen und -pfeift darauf. * Lukas 46: Hütet Euch vor den Schriftgelehrten, die es lieben in langen Gewändern einherzugehen und lassen sich gerne grüßen auf dem Markt... Sie fressen die Häuser der Witwen und verrichten zum Schein lange Gebete. Sie werden ein umso härteres Urteil empfangen.
30.3.08 Klaus Wachowski

Mittwoch, 7. Dezember 2022

Laut der Stille

                   Sounds of silence, eine neue Aufnahme. 
                   Er brüllt es heraus. Aber seltsam: es berührt.

An diesem Ort nur Du und ich.
Ich sinke eine Ebene tiefer in meiner Erinnerung.
Dunkel und warm. Irgendwo das Licht einer Kerze.

Ich bin schon einige hundert Meter weiter, als die Stille erneut herab sinkt mit gelb leuchtenden fallenden Blättern. Der Boden rutschig von braunem Laub. 
Auch hier dunkelt der Raum. Auch hier wird es von innen warm. Langsamer schlägt das Herz.
 
Es ist eine Ahnung von Umarmung.
Das Leben geht mit, erfüllt Himmel und Weg. Du entlässt mich.

*

Ich möchte es halten, gehe statt in den Glühwein in die Andacht.
Zum ersten Mal nach Corona singen wir wieder.
Das Lied ist: "Schweige und höre"...

Der Mond ist voll und scheint durch die Wolken einen Regenbogenkreis.

7.12.2022

Und aus den Weiten des Raums klingt es zurück:
Wer günstig will,
Muß |:Penny la,la,la:|

Tauben-Gurren in Klagenfurt

Das Drama des verehrten Kindes Freien Herzens kann ich heute sagen, daß ich Dichter bin und nicht unsäglicher Reimeschmied. Am leichtesten...