Dienstag, 1. Januar 2013

Leserbrief Ursula Krechel

sie hat den Langgässer-Preis auch damals schon zu Recht bekommen.

In Bezug auf den Artikel eines mundartlich knödelnden Glöckners vom 28.2.  hatte ich 1996 an die Leserbriefredaktion des Wochenblatts Alzey geschrieben:

"Glöckners Grimm zum Frauentag

        im Jahr 1996 wurde eine Dichterin mit dem Langgässer-Preis ausgezeichnet. Eine akademische Sache, die wie überall zu Wettbewerben weniger wegen eines Bedürfnisses nach Erhabenheit angebracht ist, mehr wegen dem praktischen Geldzufluß an Leute, die sich schlecht und recht mit Sprache ernähren und halt das Beste versuchen, ein Bißchen Spaß in das Leben zu bringen.

Die Diesjahresdichterin - wieder einmal besonders gut - was ich ihr gern wünsche - hat halt auch mal etwas witziges aus der erotischen Zone des Lebens versucht. Wer dichtet, weiß, daß das ebenso dazu gehört wie das Romantische, nach dem der Schöngeist lechzt, wenn er sich gerade mal von seinen Hofknicksen vor bekannten Namen ausruht. Dem Glöckner fiel glatt der Goethe aus der Hand. Wie ihm der Dialekt so aus dem offenen Mund fiel, das fand ich so lustig, daß ich gar nicht anders konnte als selbst ein Gedicht zu machen. Es soll gefallen!:





Die Dichterin dichtete spaßig von Hoden,
das fand der Glöckner von Alzey verboten;
sie griff in eine Hosengruft,
da ist der Dialekt verpufft.

Sie faßt in Verse, wo es baumelt,
peinlich berührt der Glöckner taumelt.

Er packt den Goethe, Hölderlin,
den Preis sackt ein die Dichterin.
So bimmelt lustvoll ein Duett:
ergrimmter Bart und zart Gespött.

Schöngeist auf zu Goethe blickt,
derweil die Lust von unten zwickt."



1.3.96 Klaus Wachowski

Er ließ nicht locker. Also folgte:

                                                                                                          Sonntag , 23.2.1997

Schöngeist auf zu Goethe blickt ,

derweil die Lust von unten zwickt .


so schrieb ich dem Glöckner grad übers Jahr zu seinen Animositäten bezüglich Frau Krechel .
Er konnts nicht lassen und versuchte zur Preisverleihung am 22.2.97 noch eins draufzusetzen.

dazu:

Es ist ein Unterschied , ob ein Stammtisch die Lederhose runterläßt , oder eine Lyrikerin die Lust erregter Körper einzufangen versucht . Es sind die gleichen Teile , die da baumeln . Aber was hier die Glosse beult , man fühlt sich angemacht , rollt dort als Spaß ins Leben .

Wie kommt aber eine geschwollene Romantik dazu , ausgerechnet den freien Freilingrath zu einem sauren Moralrülps zu benutzen ?



Klaus Wachowski
 


Tauben-Gurren in Klagenfurt

Das Drama des verehrten Kindes Freien Herzens kann ich heute sagen, daß ich Dichter bin und nicht unsäglicher Reimeschmied. Am leichtesten...