Die Luft zwischen den Häusern.
Der
Nobelpreis wird auch immer billiger. Für das Zählen von Löchern in der Materie.
Und wenn es keine Löcher wären? Z.B. Luft zwischen den Häusern.
Ich
habe das Nein nicht verstanden.
Weit
entfernt ist der Anfang,
*
Was geschieht in mir, wenn ich in den
Gottesdienst gehe?
Es
wird schon dunkel. Aus dem Asphalt leuchten runde, weiße Flächen, das Innere
der herab gefallenen Kastanienschalen. Rechts: mürrisches Einparken. Links
joggt ein Streben nach Teilhabe am Leben vorbei. Sie lächelt milde über den
Alten. Ich muß nichts mehr.
Ich
sehe das braune Laub im Gras, und da sind viele kleine Formen von Unkräutern.
Das graue Quadratpflaster der 70er oder 80er, mehrfach geflickt, zeichnet ein
Gitter unter meine Gedanken. Ein dünnes Gras, dunkelrot die Lanzettblätter,
weiß die feinen Grannen, rot die Körner darin. Ich habe es in meiner früheren
Gegend nie gesehen. Ja, es gab wertvollere Dinge: die Pflicht, die Macht, das
Balancieren auf Erwartungen. Ich schaue.
Mich
beobachtend schütteln das Werten gewohnte Leute den Kopf. Es kann aber auch
sein, daß sie mich nicht sehen.
Die
Glocken beginnen zu läuten. Man öffnet mir die Tür. Ich muß mich nicht mehr
irgendwo hinten hinsetzen, gehe in die erste Bank. Hinter dem Efeu vor den
Glasbausteinen leuchtet noch ein Schimmer Welt. Hier ist Stille. Aus dem
Dunkeln leuchten runde, weiße Flächen, das Innere der herab gebrannten Kerzen.
Sorry,
die Stimmung habe ich schon mitgebracht. Aber die Stille läßt mich sein. Das
hat Taizé ganz gut gemacht. Das Schweigen sinkt in mich ein. Ich erinnere mich
an die Zeit, da das Kind erwartungsvoll und staunend über die Welt in die
Stille hinaus hörte, es zu hören. Das Sein, die Welt, das Leben, die Zeit, das
Pochen der Ewigkeit, Gott, das Gute ppp. Irgendetwas davon, nur keinen
esoterischen Hokuspokus von verborgener Herrschaft usw. Von Herrschaft hatte
ich genug, das Jetzt hatte die Stimme des Wunders. Jetzt lebe ich und höre nach
dem Wunder im Leben. Auch ist Verlust.
Sind
wir 5, sind wir 10? Der Gesang ist dünn. Eine Frau betet, bringt einige
Gedanken zu Herbst, Tod, ewigem Leben, wir singen und beten dünn, von Gedanken
erfüllt. Ich glaube, daß da etwas wertvoll am Leben ist. Da ist kein Muß mehr.
Dann
gehen wir wieder ins Schweigen. Der Segen. Wir gehen.
*
Ein
rötlicher Glanz Erinnerung liegt noch auf den Blattresten meiner Macht. Aber
die helle Stimme aus der Kita weckt zu freundlichem Fühlen. Da singen und
spielen schon die Nachfolger, die meine Enkel von den Stühlen stoßen werden.
Der
Juror des Verlags X schiebt Y den Literaturpreis zu: "Nächstes Jahr wieder
wir!" Ein Rabe hackt in einen Käfer.
Ein
Schriftsteller legt sein Manuskript in den Papierkorb. Gott sagt: "Das ist
unnötig!" Wir verabreden uns zu einem Spaziergang. Da ist noch eine Menge
Liebe.
Klaus Wachowski Oktober 16
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