Dienstag, 11. Juli 2017

Srebrenica

Srebrenica

Wie viele Orte von Massenmorden hatte auch Srebrenica einmal eine andere Berühmtheit. Auf den Militärkarten des Donauraums des Türkenlouis, die gerade in Karlsruhe ausgestellt werden, kann ich den Ort nicht finden. Auch dort wütete schon herrschaftlich verbrämte Grausamkeit. Säte Haß. Und auch diese Zeit wird ihren über Gräbern Erdbeerduft bedichtenden Handke gehabt haben.

Ein Bild ist zu betrachten: in buntem Barock ist da ein brutaler Kerl zu sehen, der einen Alten niederreitet. Der Türkenlouis bricht in das Zelt des Großwesirs ein. Edle Gesinnung zeigt ihren Kern.

Ich denke an den verstorbenen Gymnasiallehrer und Schriftsteller Richard Weber, der mit Hilfskonvois in die vom Krieg zerstörten Gebiete reiste. Ich denke an die vom Krieg zerstörten Seelen, die im Haß erweichten Gehirne, an die, an deren Leid sich ein stets ungenügendes Gedenken treu zu halten sucht.

Der serbische Bürgermeister von Srebrenica zieht es vor, sich nicht zu beteiligen. Er wird sein Ehrenmal etwas abseits vom Memorial bekommen und eine unwissende Nachkommenschaft wird sich fragen, was es hier denn für Ehren geben konnte.

Lasst uns nicht stumpf werden wie die begeisterten Betrachter eines Kriegsschinkens, den belustigten Leser eines Handke, einen primitiven Egomeister der Stadt. Richard, nimm mich mit zur Stätte! Hilf mir, nicht schwach zu werden im Glauben an die Menschen.

Schweigen bereite den Raum!

11.7.17

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