Freitag, 4. November 2016

Philipp Roth schweigt

Philip Roth lernte ich erst mit 60 Jahren etwa kennen. Sein Roman über die "schwarzen Gestalten" hatte mich sofort überzeugt. Die Sprache eines freien Mannes. Die Welt ohne Wischiwaschi von aufgeblähten romantischen Vorstellungen. Ich selbst liebe das Pathos, im Roman hätte ich es gerne klar und mit viel Platz für die eigene Vorstellung.

Ich lese nicht gerne Romane, weil die Kopie des Lebens mir oft langweiliger erscheint als das Leben selbst. Manche Romane spiegeln aber etwas anderes: den Blick einer Person in das Leben. Das gefällt mir manchmal.

Schade dass Philipp Roth jetzt aufhören will mit dem Schreiben. Das kenne ich nur noch von Robert Walser. Ich verstehe das nicht.

Wer schreiben muss, der muss doch einfach schreiben. Vielleicht nicht gleich veröffentlichen. Aber man möchte doch auf seinen Gesang die Stimmen anderer hören. Natürlich auch deren Beifall.

Schade dass Philipp Roth nun aufhören will zu schreiben. Ich hätte doch gern erfahren, was ein kritischer Kopf zum Leben ab 80 zu einzuwerfen hat. Denn die Meinung eines Mannes, eines kritischen Kopfes zum Leben ist manchmal interessanter als das Leben selbst, das wiederum zumeist interessanter ist als die vielfältigen Kopien mit eigenen Späßchen in Romanen der Weltliteratur. Ich bedaure das. Aber vielleicht werde ich auch nicht so alt, dem Leben und dem Tod ohne den Erfahrungsschatz eines klugen Mannes zu begegnen.
Nobelpreis hin oder her.

4.11.2016

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