Montag, 12. März 2018

Zum Meer

Ein schöner Weg von den Waldwiesen herunter ins Tal. Rechts plätschert der Bach, unter den Bäumen Schatten. Links stehen kleine Häuser aus der Fibel mit spitzen Dächern, weißem Putz und grünen Vorgärten. Der Junge geht fröhlich vor sich hin. Das Plätschern des Baches in den Ohren, den Gesang der Vögel, das Herz will singen und springen, unter Sonne und blauem Himmel.

Er schaut über den Zaun in die schönen Anlagen. Bunte Blumen und frisch angelegte Gemüsebeete. Da springt ein riesiger Hund hoch. Er hat den Rachen aufgerissen als wollte er ihm ins Gesicht beißen. Erschrocken weicht der Junge zurück.

Da bellt es aus allen anderen Häusern wie, Dogge, Pitbull, Rottweiler und all die anderen Schätzchen guter Nachbarschaft.

Ein Mann mit Jägerhut, andere mit blauen Kappen rennen hinaus und blicken mit wilden wütenden Blicken über die Zäune.  Knurrende und keifende Alte, Rufe: "Weg da! Wir kaufen nix!"

Mit Mühe und Not erreicht er das freie Feld. Weiter plätschert der Bach, singen die Vögel, steigen jetzt die Lerchen nach oben in den blauen Himmel.

Hinter den Bäumen allerdings hört es sich an wie Hecheln der gerade frisch ausgesetzten Wolfsrudel. Es sind aber nur ein paar harmlose Hooligans auf Wehrübung für die Machtergreifung.

Blaulicht und gewaltiger Lärm. Drei Polizisten umringen ihn und verlangen seinen Pass. Das Visum ist gottseidank noch gültig. Das halbe Dorf hat sich versammelt schaut ihn mit bösen Blicken an. Man schimpft untereinander. Er versteht nicht was sie sagen. Aber er begreift es.

Auch die würden ein Kreuz errichten und rufen: "Gebt uns Barnabas!" In der Kneipe hetzt ein alter Nazi frisch aus dem Knast. So nah am Tod noch Feind des Menschen!

Hatten nicht auch diese Leute allesamt schöne Zeiten in der Kindheit oder wenigstens schöne Träume? Sie sind vom Menschen abgekommen zum Menschenhaß. Liebe ist nur noch ein Vorwand für Neid und Eifersucht.

Ein letzter Blick auf die Narzissen und Krokusse, ein letztes Mal hinaufhören in die Gesänge der Vögel, dann dreht Jesus sich um und geht zurück zum Ölberg.

Judas hat ihn verraten? Und die da?! So muss er denn weggehen ans Kreuz. Manche würden gerne mit einem Scheiterhaufen nachhelfen. Nicht nötig Freund! Schon geschehen.
*

Die Alten sind in Gräbern versunken. Wenige erfahren nun Nächstenliebe in Pflegestationen. Die Häuser sind baufällig, nur zwei oder drei noch von mürrischen Einzelgängern bewohnt, die einst aus den Waldwiesen zum Meer aufbrachen und ihre Sehnsucht nun verächtlich betrachten.

Der Bach fließt durch niedergetretenes Gestrüpp und die Wölfe bereiten weitab die Eroberung der Verwaltung vor.

Ein Junge öffnet das quietschende Gartentor. Es riecht nach Frühling. Vögel in den Zweigen. Die Sonne beleuchtet freundlich die Herzen. Wie es wohl dort hinter dem grünen Horizont ist?

Ostern, eine in der Trauer schlummernde Hoffnung. 

Gott macht sich keine Illusionen. Er kennt den Menschen und - glaubt an ihn.

12.3.18

 

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Die Zeit

Ich setze mich auf eine Bank und lasse die Zeit vergehen. Es dauert. ... ... Sie ist vergangen. Jetzt will ich gehen.