Montag, 10. Mai 2021

Wanderung 1963

Wanderung ins Allein

Hinter einer kleinen Senke biegt der Weg in weiter Kurve nach rechts ab. Er ist gelb von erodiertem Sandstein, gewärmt von der Maisonne, bevölkert von Ameisen und auf Steinen erstarrten Eidechsen. Es geht Richtung Wald. Im Feld noch eine riesige Eiche – sie kann nichts für den Wahn der Bartgermanen des Protzen Wilhelm. Weit breitet sie die Äste aus. In tausend Zweigen, Millionen Blättern zwitschern Vögel. Still, wenn Du näher kommst. Anders, auch schön, die Spatzen in Staubbad und Hecke.

Wer fürchtet sich nicht davor, in die Schatten des Waldes einzutauchen. Es ist keine große Angst, mehr das Gefühl, den Schutz der Gemeinschaft zu verlassen.

Der Junge hat Geschichten von wütenden Wildschweinen und tollwütigen Füchsen, ausgerissenen Er-will-nur-spielen-Hunden gehört. Aber die Sehnsucht nach jener stillen, von Bienen und Schmetterlingen erfüllten Luft über der Lichtung, nach dem von frischem Wasser plätschernden Brunnen lockt ihn hinein. Auch die dunkleren Rufe der Waldvögel, das Rascheln von Amsel und unsichtbarem kleinen Tier im Laub.

Der Sand, aus dem die Wege sind, ist nun rötlich wie der Steinbruch zwei Berge weiter.

Ich trinke vom Wasser und setzte mich. Laß uns schweigen.

10.5.2021 Klaus Wachowski 

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