Freitag, 12. Februar 2021

Nanouk und Sedna

 Nanouk und Sedna,

Film 2018 arte, Milko Lazarov   

In Jakutien 

Er läuft hinter dem Schlitten her, als wäre er 30. Aber er ist alt und sinkt vor dem toten Schneehasen außer Atem in die Knie.

Ich verstehe nicht, was seine Gedanken sprechen, auch nicht, als er zu weinen beginnt. Aber in mir fühle ich einen Schmerz, der vielleicht seinem ähnlich ist. Mitleid, das Nietzsche so lächerlich lächerlich zu machen versuchte.

Ein Mann, dem plötzlich wieder aufgeht, daß er nicht mehr lange hat. Hinter ihm der Fels, von dem seine Frau bat, er solle sie das nächste Mal mitnehmen. Die drei Blöcke würden sie so schön an Familie erinnern.

Die Liebe wird stürzen. Mann, Frau, Hund. Eine/r davon wird sterben und die anderen mit sich reißen.

Ich glaube nicht an eine gewaltige Unterschiedlichkeit des menschlichen Fühlens. Wird es mir, Dir anders ergehen? Armer Nanouk, arme Sedna!

Sie stirbt zuerst. Ihr Weh ist wohl größer als der Schmerz aus der Entzündung in ihrem Körper: sie konnte ihre Tochter nicht mehr sehen! Und Nanouk ist noch draußen.

Ihren Schmerz. Wenn wir eine Liebe haben oder hatten, werden wir ihn erleben, kennen wir ihn.

Als er zurück in die Jurte kommt, ist es zu stark. Aber er umhüllt ihren Körper und begräbt ihn.

Sein Schmerz. Wenn wir eine Liebe haben oder hatten, werden wir ihn erleben, kennen wir ihn.

Er überbringt der Tochter die Nachricht und das letzte Geschenk der Mutter. Sie schauen in den Himmel und weinen.


Aus dem Raum der Erinnerungen an das Leben denkend: Laß uns in den Frühling sehen und der Liebe danken.

 

12.2.21 Klaus Wachowski

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