Dienstag, 7. April 2020

Auf der Balustrade

Ich sitze auf der Balustrade der Burgruine Wichtigkeit und sehe in den verwunschenen Garten meiner Erinnerungen. Ihr größter Teil liegt im Schatten. Nur wenige Blüten schimmern im wuchernden Schön.

Ein Eichhörnchen beobachtet den Raben. Stiehlt er seine Nüsse, wirft es sein Ei aus dem Nest. Die Luft ist erfüllt vom Gesang der Vögel, Taubengurren und Knacken und Knarren der Bäume. Es raschelt wie Amsel, fern aus dem Tal erklingen die Glocken.

Auf der Straße treiben sie Jesus zum Golgatha. Sie haben ihm die Dornenkrone aufgesetzt und rufen: "Corona-Schwein!", "Mörder!" und "Lügner!" Maria und die Gefährten weinen von ferne. Dann geschieht der Mord am Menschensohn.

Totenstille unter den Menschen. "Zwei Meter Abstand!" Das gesprochene Wort ist der Virus Tod!

Es duckt sich, wer Kind, Vater oder Mutter dabei hat. Es glitzert aus den schwarzen Augen der Höflichkeit.

Habe ich so etwas nicht schon einmal erlebt? Als zur Jagd auf die kleine radikale Minderheit geblasen wurde. Damals kreuzten Dich die Blicke von Panik und Hass auch aus.

Jetzt sitze ich auf der Balustrade der Ruine Wichtigkeit, höre Schreie, Sirenen, dröhnende Verlautbarung aus dem versunkenen Garten Erinnerung. Einige Blüten schimmern im wuchernden Schön.

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