Freitag, 7. April 2023

Karfreitag 23

 Karfreitag 

Ein schwarzer Bleistift. Welche der vielen Möglichkeiten aus Deiner Mine werde ich verwirklichen können? 

Lila Tulpe und gelber Löwenzahn. Dieser Jesus soll gestorben sein. Glaubst Du das?

Die Menschenliebe und die Republik: sie gibt es doch schon immer und weiter und weiter. Die Liebe hat wie der Raum keine Grenze, und gekrümmt ist sie auch nicht. Und die Republik? Du spürst es in Dir.

Vielleicht ist auch das Böse ewig. Du erkennst es an seiner Sehnsucht nach Verehrung, nach dem Mehr als andere. Vom Götzen, den es Gott nennt, will es die Erlaubnis zum Menschenhaß.

Die schwarzen Wolken geben Regen und Kraft. Die Bäume treiben die Blätter aus dem Zweigen, die Blumen öffnen die Blüten. Und da reißt es die Wolken auseinander. Der Weg leuchtet auf. Unter der lila Tulpe die goldenen Becher des Löwenzahns.

"Frag nicht so blöd!" Die wütende Stimme einer jungen Frau. Ihre Beine zittern. Ein bleiches, dünnes Mädchen steht neben ihr. - Hat sie all ihre Liebe aufgegeben? Aus dem Smartphone nur ein von Einsamkeit besoffenes Schweigen.

Die Bahn fährt an. Die Stimmen von Spatzen und Meisen im wärmer werdenden Licht. Erste Ginsterblüte aus dunklem Grün. Schon hell das Grün aus den alten Zweigen.

Karfreitag: Ist doch egal, ob er gestorben ist: Das, für das er leiden musste, lebt weiter: Liebe Deine Nächsten.

 

Klaus Wachowski 7.4.2023

Donnerstag, 23. März 2023

Durch die Welt

Durch die schöne Welt

Ich krümme mich,
Kann nicht schreien,
Rufe
Die Erinnerung sagt:
Hallo

Ein Stück weiter
mit Dir, von Deinem Grab zu meinem.
In dunklem Blau steht die Föhre
Das Schweigen der Nacht
auf schwarzen Schwingen im Kreis.

Wir aber gehen in den Frühling,
Du vergehst im Vergessen,
tauchst wieder auf,
froh begrüßt.
Gelb leuchten uns die Osterglocken.

Ein Bierchen? Eine Zigarette?
Ich glaube, das brauchst Du nicht mehr.
Wir haben dieses Gefühl
Vom gehender, kommender Liebe.

Jetzt willst Du wieder gehen,
Ein kleiner scharfer Schmerz.
Ich warte.

23.3.2023

Donnerstag, 23. Februar 2023

Jacko Smirc, 6 Jahre

 

Die Kindheit des Dr. Smirc 

Er erzählt: 

Ich gehe hinaus, schnitzte an einem abgebrochenen Stück Zweig.

Auf dem grauen Stiel des jungen Pflänzchens wird eine kleine Stelle von ca. 5 cm heller, liegt plötzlich im Frühlingsleuchten da. Das, was man Seele nennt, beginnt ebenso plötzlich zu schwingen.

Dort! Der Wald meiner Erinnerung hell-grün über rötlich-braunem, gewundenem Weg.

Jung, verwundbar und vertrauensselig schnuppert ein Rehkitz im Gras. Ein Bussard, hoch aber noch sichtbar, zieht weite Kreise.

Was soll noch geschehen?

Die Sonne und die Schatten begleiten mich spät am Abend zu Dir.

Klaus Wachowski 23.2.23

Samstag, 4. Februar 2023

Abendhimmel früh im Februar

Die Schwalbe als ihr Schatten fliegt durch den orange sich färbenden Äther des Blau.

Und schwarz auch die aufstrebenden Äste der Baumkronen.

Mittwoch, 25. Januar 2023

Alter und Kunst

 

Alter und Kunst

Die Welt löst sich von mir, ich löse mich von ihr. Der Rücken ist bretthart. Das Leben hält mich mit der Kralle eines Raubvogels.

Jo war ein wirklicher Künstler der Fotografie. Ich entdecke es richtig erst an einigen Alltagsfotos in Farbe. Er suchte und sah das Ding in und hinter den Objekten: das Du im Subjekt.

Natürlich: Was ist dieser kahle Baum im Winter?

Die Sehnsucht nach der Sonne, weg vom Zug der Schwerkraft. Die Sehnsucht nach Ausbreitung im Raum. Nach Halt. Berührung, Mischung von Wasser und Luft. Die Form aus dem Willen.

Er sah es und fotografierte.

Was ist der Mensch in seinem Körper? Die Augen sagen es, Gang und Haltung. Auch das versuchte er zu zeigen.

Die Welt hat sich von ihm gelöst. Wer will kann ihre Spuren in seinen schwarz - weiß - Fotografien als Abdrücke seiner Seele nachlesen.

Ich konnte und kann vermutlich auch heute noch nicht Menschen zeichnen. Ein Kopf ist kein Ei, ein Blick hat zu viel Person in sich, als dass ich davon absehen könnte und es in der Form nachziehen. Das scheint mir aber die Bedingung von Zeichnung und Fotografie zu sein: beides in Einem zu sehen und zu zeigen.

Jetzt, wo ich alt bin, verliere ich die Fähigkeit, hinter der Form den Menschen zu erkennen. Es dauert immer länger, die Aufmerksamkeit wird durch das Energie raubende Fixieren verdrängt. Beides gemeinsam ist mir nur noch schwer möglich. Vermutlich kann ich exakter zeichnen, weil ich mir die Zeit nehme. Aber das dahinter erkennen und zeigen: ist mir das (noch oder erstmals) möglich?

Solange die Welt nicht von mir ab fällt, weil ich sehen und nachbilden. Wie sonst könnte ich sie berühren?

Jo hat sich wie manche Künstler*in in Fragen der Technik und der ideologischen Forderungen verstrickt. Das nahm ihm einiges an Energie und ließ ihm zu wenig Zeit für erfolgreiches Beziehungknüpfen. 

Jetzt sehe ich: er sah.

24.1.2023 Klaus Wachowski

Erinnerung an den Waldspaziergang, an X

Wir können nicht mehr übereinander reden. Was fühltest Du, als Du vor mir auf dem Weg hinaus in den Wald Du sprangst? Vom Weg ab hinein in d...