Dienstag, 26. November 2024

Hijo

Ein argentinisches Kinderlied erklingt. Auf Kasette, aufgenommen von meinem verstorbenen Freund R. Der kleine Smirc ist zum Zaun am Haus zurück gekehrt. Ich erinnere mich an den grauen Beton - Pfosten des Nachbarhauses, an dem im Sommer Kolonien von kleinsten roten Spinnen geschwind auf und ab liefern. Dies aber ist ein Zaun aus Holzlatten. Er schützt auch vor der Erinnerung an die Szene, in der das Kind von allen verlassen mit dem Messer in der Hand auf den Jähzorn "Ich-schlag-Dich-tot" wartete, der brüllend gegen die Klotür trommelte. - Was könntest Du ihm sagen?

Diesmal nehmen wir die entgegengesetzte Richtung. Die Sonne im Rücken, die Welt im Licht. Von Wartezimmer zu Wartezimmer. Es beginnt in unendlich schmerzhafter Langeweile der Kindheit und kommt zum Punkt gleichgültigen Auswartens einer positiven Diagnose für ein Weiter.

Abschweifung

Auf der anderen Seite das forschende Interesse von Ärzten der Heilung und/oder des Ehrgeizes. Nicht wenige haben geholfen, nicht wenige verdient. Wir sind allzumal Menschen. Auch ich habe ja nicht mit Empathie, sondern mit ordentlich gemeinter Arbeit mein Leben finanziert, froh darum, dafür keinem Publikum hinein kriechen zu müssen.

Fortsetzung

Siehst Du das Kind im Mond? Ein grausiges Lied. Der kleine Guck-in-die-Luft möchte eigentlich wie alle Kinder in eine Phantasie der Welt hinauf steigen und so wenig wie möglich in der Wirklichkeit sein. Irgendwann einmal erkennen wir über die Begrenztheit dieses Geschenks hinaus seine Einmaligkeit und seine Schönheiten, über die kein Märchen, kein Bild, keine Musik hinaus kommen. Der Rausch der Phantasie verblödet auf Dauer. Gerade gibt es wieder den erhobenen Guru - Finger, der uns einen neuen Begriff nahe legt: die alte "Achtsamkeit", Aufmerksamkeit. Was predigst Du? Ich brauche das nicht, kann und will selbst denken!

Smirc muß mir also versprechen, nicht länger als eine Stunde in der duftenden Badewanne zu liegen. Wir wollen weiter wandern unter Menschen. Ist das Zwitschern aus dem Gestrüpp des Alltags nicht auch schön? Mit ihnen wollen wir Leben und Welt gestalten.

Ich lernte den Woffl und den K kennen. Meine ersten Freunde in Neustadt. Die Lehrer/ innen des Gymnasiums trieben uns durch die Deponie, Despotie eines Wissens, die wir zu beherrschen lernten, aber deren Sinn uns abging. Okay, es war die Hürde zum Abitur. Was half es im Leben? Ein Präsident hatte mit der atomaren Vernichtung der Welt gedroht, angeblich gute Menschen löschten ganze Landstriche aus, ließen Menschen verhungern und in wüsten Herrschaften verdorren. Und kamen die Alten, die über uns herrschten nicht aus der Verehrung zumindest aus der Duldung des Bösen? So gingen wir weiter hinaus in Hoffnung und Freiheit.

Beim Urologen der Chefpolizist des Boßschimpansen. Man zittert vor ihm. Er bemüht sich, seine Diagnose nicht zu verstehen, während die Erben sich schon bereit halten. Auch mich wird eine solche oder ähnliche Diagnose einmal aus der Selbstsicherheit werfen. Ich kenne das. Die Stahlklaue und all ihre Orks werden mit den Goldzähnen und all ihren Gefolgsleuten Nichts sein, nicht sein - wie wir. Gerecht ist es nicht: sie waren eigentlich schon vorher an der Reihe. Doch es zeigt Dir womit und mit wem Du Deine Zeit nicht vertrödeln solltest, wo hinter allem Donner der Wichtigkeit nur der Wert des Lebens zum Schweigen gebracht werden soll.

Ein Blick, ein Wort aus einem Menschen, der oder die wie Du das Leben staunend durchquert. Da irgendwo ist das Wunder, das die unwissenden Gurus der Welt nicht begreifen, weil sie Götter der Herrschaft predigen müssen, verleugnend das, dessen Sinn sich vor unseren Augen ausbreitet und von dem wir kluger Weise kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen sollten. Wie schon Sokrates wusste.

 

Mittwoch, 20. November 2024

Ein Freund

Der Freund

Andere haben andere Vertrauenspersonen. Ich glaube, Du sprichst gerne mit mir.

Warum sollte ich auch von meinem Freund erzählen? Er war der erste nach meinem Bruder.

Wir spielten im Sandkasten am Rand, als die anderen längst auf dem Schulhof um Chef und Knecht kämpften. Ich glaube, es war etwas friedliches oder Spielerisches der Phantasie. Sie beachteten uns nicht, lachten. Wir fanden sie komisch und etwas primitiv. Später saßen wir in einer hinteren Bank, bekamen von weiter  hinten Gummis und Papierkügelchen ab, spielten weiter unseres.

Dann kamen die Beatles und 68. Wir spielten in einer Band von Loosern. Ich traue mich nicht weiter, er wurde dann doch gnädig eingelassen. Ging zu den Drogen, mein dope waren Marx und underground. War ich nur komisch oder gefährlich komisch?

Viel später trafen wir wieder kurz zusammen. Ich sagte: Jesus ist doch ganz okay. Er hatte Erlösung gefunden und war beleidigt. Jetzt darf er am Tisch der Großen predigen. Ich konnte ihm nicht helfen, Ich zu bleiben, er nicht mir zum Applaus. Am Tisch der Reichen und Erfolgreichen bin ich eher vorsichtig als freudig erregt.

 Gott meint wohl, das sei schon okay. Natürlich: wenn es ihn / sie gibt.

 

Dienstag, 12. November 2024

Gelöscht aus 2018 und 2019 und 2020

Gelöscht aus 2018

Sich verlieren 11/18

Gelöscht aus 2019

Frieren 1/19

Friedensfragen 1/19

Vorfrühling 2/19

Tod im Leben 3/19

In Usedom 3/19

Was mache ich in der Kirche? 3/19

Ich sehe Richard 4/19

For the good times - gesungen von Johnny Cash 6/19

Raum Einsamkeit 7/19

“ah-danke”. Salzburg an Europa 7/19

Is doch egal 8/19

Zwischen Zweigen 2/19

Quelle und Meer 8/19

Winter 97 9/19

Mein Kind 9/19

Denke an Heimat, Fremder 9/19

Erinnerung und Gegenwart 9/19

Himmel 10/19

Galerie 10/19

Das Kind 12/19



Ich lösche die letzten Glutnester meiner Texte aus 2019. Vielleicht waren es auch Stumpen von Zigarillos. Es qualmt noch. Aber bald kann die Sanierungs-Truppe anreisen, den Neubau der Sehnsucht von anderen vorzubereiten. Was das wohl für Prospekte eröffnen wird? Mein Körper muß keine Bäume düngen.

Im Ernst bin ich erstaunt, wie leicht mir der Verlust meiner Wichtigkeit fällt. Aber ich denke: "Das ist aufgesetzt." In Wahrheit bin ich wohl nicht weniger verletzt als jede und jeder, die mit ihrem Leben auch das Lebenswerk schwinden sehen. Das Alter ist schon schwer-

Die Ewigkeit, von der ich einen kleinen Teil von 70 Jahren kosten durfte und musste, wird mir wieder genommen. Ich war nicht viel, selbst das aber werde nicht mehr sein.

Andere lassen es auf sich zu kommen, machen sich keinen Kopf, der ihnen ohnedies zerbrechen wird. Ich spekuliere halt, so lange es geht, komme aber selbstverständlich auch nicht auf einen grünen Zweig. Ist halt schön zu denken und zu singen.


Aber es muss kein Archiv damit gefüllt werden, keine Schallplatte, kein Stick. Ich war und bin schon etwas wert. Aber das mit der Wichtigkeit muss auch ich loslassen, wenn ich in Frieden mit mir sein will. Und Ihr werdet schon nicht weinen oder ein schlechtes Gewissen haben, weil ihr mich vergessen habt: ich habe keinen Goethe gebraucht, soll es mir anders gehn? Das wär doch lächerlich. Und lächerlich ist so wie weinerlich und ganz wichtig: nichts.

So löschte ich und lösche ich nicht und lösche meine Texte. Nur meine Liebe möchte ich schon behalten bis zuletzt. Leg die Spritze weg und laß es qualmen.

Marc Aurel stimmt mir zu

Buch 7 Kapitel 34

Vom Ruhm.

Schau Dir die Gesinnungen der Ruhmsüchtigen an, was sie scheuen, wonach sie gieren. 

Wie die Dünen unter neuem Sand begraben werden, so wird auch im Leben das Alte vom Neuen bald verdeckt.


Gelöscht auch 2020


volltext lesen 1/20

Nach Westen 2/20

Testing Love III 3/20

Am Spültisch 4/20

Ein Looser aus 2003 4/20

About us 5/20

Wanderung 7/20

Vom Alter 7/20

Am Zaun Dr. Smirc 8/20

Altes Lied 2002 8/20

Postman 2 10/20

Das Gebirge in der Wüste 10/20

Der Ast Video 11/20



Mittwoch, 23. Oktober 2024

Himmelsblau und Blätter von Gelb

Himmelsblau und Blätter von Gelb 

Lieber Jacko, wer will es hören? 

Ich versuche es in Aquarell. Dieses Hellblau im Himmel, es ist weich wie am Sommermorgen, wenn im Westen die Berge leuchten. Der Atem ist ein leichtes Eintauchen in den Frieden der Ewigkeit. So müssen die Fische im Wasser sich fühlen am Quell. Ich kann nicht fliegen. Aber ich lege mich auf den Wiesenplan ins helle, tiefe Himmelsblau, lasse mich treiben durch das träge Meer der Gedanken. Aus der Tiefe steigt eine Erinnerung an Dich. Fliegen kann ich nicht. Aber ich träume und ich singe davon.  

Ein Baum reckt sich. Gelb leuchten die Blätter. Es muß kein Wind kommen. Sacht fallen die Erinnerungen ins Leere. Aber wie rasch Du auch vergisst: Noch auf der Erde leuchtet es. Ich versuche, es zu malen.

Vielleicht kommt eine/r wie Du vorbei, überrascht und erfreut. Sie/er liest ein Blatt auf und nimmt es mit an den eigenen Schreibtisch der Träume. 

23.10.24 Klaus Wachowski 

Sonntag, 29. September 2024

Am Strand

Am Strand

Wieder eine hohe Welle. Surfer und Surferin auf tosender Kultur.

Es kommt heran. Harte Brocken aus alten Gebirgen. Versteinerter Goethe in flachen Kieseln unter einem Algenteppich der Verehrung, andere, bunte schon kleiner gerollt. Schiller, Jean Paul. Der Sandstein, bröselige Romantik, Treibholz des Willens, Sand aus älteren und neueren Wichtigkeiten. Wie heißt der Fex der Heiligenverehrung, der Veräppelung der Ruhmlosen und der Promotion der Geschmacksahnungslosigkeit? Nicht anfassen!: Quallen der Wichtigkeit. 

Einer stellt hunderttausende von in Tagebüchern verlorenen Gedanken Seiten vor den Horizont der Vergangenheit. Ich habe beschlossen, mein Salzkorn dem Meer zurückzugeben und das Blubbern der faulen Fische, das Brausen der Gezeiten und die mahlenden Geräusche der Literatur weiter in mich einfließen zu lassen, weiterhin Teil der Ewigkeit. Staub aus Kohle oder Gold? 

Sie vergaßen: Staub von Sternen.

9/24 Klaus Wachowski 

Erinnerung an den Waldspaziergang, an X

Wir können nicht mehr übereinander reden. Was fühltest Du, als Du vor mir auf dem Weg hinaus in den Wald Du sprangst? Vom Weg ab hinein in d...