Mittwoch, 16. September 2020

Unter der Herbstsonne

Unter der Frühherbstsonne

Kaum sitze ich, wirft der fleißige Nachbar, der pflichtbewusste Arbeiter, seine Wichtigung an. Dann plötzlich wieder Stille. Die Natur berappelt sich wieder. Ein Schwarm Spatzen. Wie schön!  Auch Du hattest wenig Zeit. Aber du vermißtest sie. 

Ich öffne nun an Deiner Stelle die Ohren für das Zwitschern und Huschen der Vögel, das dünne Brummen eines fernen Propellers, das Plätschern des künstlichen Wasserfalls. 

Du sitzt ruhig, das eine Bein untergeschlagen, das andere von der Mauer baumelnd. Ernst ist Dein Blick in die Ferne gerichtet im tiefen Zug aus der Selbstgedrehten (ein Bekenntnis?). Wenn er zurückkehrt und unsere Blicke sich kreuzen, -es war zu selten, weil sie zu oft etwas bedeuten, sagen wollen-, wenden wir sie rasch wieder ab.  Sie sollen nicht fesseln, noch wegstoßen. 

Aber wir sind zusammen. 

Das Gefühl war tief und gut. Wir durften es nicht offenbaren, um es nicht aus Versehen  zu verletzen. 

Wie schön mein Leben war. 
Wie schön die Gewißheit solcher Erinnerung! 

Dienstag, 11. August 2020

Höhle 2020

Höhle 2020

Ich gehe den Strand entlang. Von hohen Klippen beschattet dunkelt auch das Meer.  Eine Höhle, ein schwarzes Loch, aus dem sich ein kleiner Bachlauf ergießt. Ein feiner Sprühregen, wo sich die Wasser treffen. Mit seinem Rad Richard, der Freund. 

16 Jahre, das Sechstel eines Lebens ist vergangen, seit wir uns verloren. Seine letzte Frage ging darauf, was denn nun wirklich unter dem Wort „Höhle“ zu verstehen sei. Nun liegt er fern unter Toten. 

Ein noch größerer Verlust löscht meine Selbstsicherheit. 

Ein städtischer Arbeiter sang heute früh laut und fröhlich zum Schrillen der Heckenschere. Der Tag öffnete die Welt. 

Ausrollen der Wellen, „watching the tide roll away“, Rauschen des Baches. Wir sind uns aber einig, nicht in die Höhle zu gehen. Was ist eine Höhle? 

Wie eifrig ich nachschlug, in Google und Wiki recherchierte! Da war er schon gestorben. Ein Guru, der glaubte Arzt zu sein, rief ihm noch heiligen Blödsinn nach. 

Seither mischt sich immer mehr Jetzt in unser Gespräch. 

Es ging nicht um Höhle. Es ging um das Fragezeichen. Es hielt uns und hält mich in der Sehnsucht von Hier und Horizont, zu denen dieser Mann aufsingt.
 
Was meinst Du, Richard? Was Du, X?

11.8.2020

Freitag, 8. Mai 2020

Garten und Liebe

Der Rabe ruft, die Spatzen tschilpen aus allen Gärten. Ich sehe Rot. Ich sehe dunkles Lila. Ich sehe Orange in Weiß. Eine Taube lölt.

Die weißen Krönchen um die dunklen Samenstände hoch über den Blättern des Sauerampfers.

Warum erzähle ich davon.
Ich erzähle nicht, ich singe davon - weil: ich singe und gern. Wenn die Welt mir einen schönen Tag ins Herz schüttet.

Starker Duft des Weißdorn.

Ich verstehe nicht "ACAB". Du weißt, dass es nicht stimmt! Würdest du gerne töten oder Tote sehen? Ich nicht.

Vor dem Alpha und nach dem Omega ist Zeit und Raum. Du möchtest Deinen Hass dagegen vorbringen. Da stehen zwei bei einander und reden.

Herz gilt. Liebe gilt. Frieden und Streit gelten. "ACAB", was soll das?

Es gibt Essen auf Rädern, Rabenfedern, Vögel, die aus Nestern fallen, Leiden in uns allen.

Der Rabe ruft, die Spatzen tschilpen aus allen Gärten. Die Sonne scheint irgendwo über dem Regenbogen.

In der Karl- Friedrich-Kirche schließe ich die Augen. Über mir der Raum. Auch unter mir kann ich mir Unendlichkeit vorstellen. Der Raum ist voll Stille und Kerzenduft. Ein Spatz tschilpt von draußen, ab und zu fern das Geräusch von Autos.

Ob Christus auferstanden ist? Ich glaube daran, dass er gestorben ist, wie auch wir sterben werden. Aber seine Worte und der Sinn darin helfen mir, daran zu glauben, daß es so etwas Gutes, wenn auch Schwaches wie Gott als Liebe zum Nächsten in der Welt gibt.

Wir leben in der Ewigkeit. Ein Mal! Grund genug für Dank.
Und Liebe? Doppelter Grund.

8.5.2020

Montag, 30. März 2020

corona

Was mir aufgeht, als ich meinen News -letter aus anderen Gründen einstelle: in Zeiten von Krieg und Plage gibt es keine Literatur von kritischen Leuten.

Es scheint, daß mit der Freiheit auch das Denken aufhört. 

Jeder und jede schreiben jetzt Wichtigkeit. Zur Beschränkung von Intelligenz durch Beziehung kommt die durch produzierte Langeweile hinzu. Das Denken erleidet den heftigsten Rückschlag. 

Dienstag, 10. März 2020

Am Spültisch

Ja, da war der Mond,
Ich wollte trinken,
Versinken,
Und da steht das Geschirr.

Da ist Lippenstift am Glas.
Ja, ich sehe hinaus,
Hoch oben der Mond,
In der Vase die Narzissen.

Nein, es ist nicht vergessen!
Bin ich allein
Steht im Dunkel der Mond.

Ja, pathetisch! Pathetisch! 
Ich trinke mit Dir.
Im Geschirr noch
Suche ich Berührung.

9.3.2020

Erinnerung an den Waldspaziergang, an X

Wir können nicht mehr übereinander reden. Was fühltest Du, als Du vor mir auf dem Weg hinaus in den Wald Du sprangst? Vom Weg ab hinein in d...