Mittwoch, 16. September 2020

Unter der Herbstsonne

Unter der Frühherbstsonne

Kaum sitze ich, wirft der fleißige Nachbar, der pflichtbewusste Arbeiter, seine Wichtigung an. Dann plötzlich wieder Stille. Die Natur berappelt sich wieder. Ein Schwarm Spatzen. Wie schön!  Auch Du hattest wenig Zeit. Aber du vermißtest sie. 

Ich öffne nun an Deiner Stelle die Ohren für das Zwitschern und Huschen der Vögel, das dünne Brummen eines fernen Propellers, das Plätschern des künstlichen Wasserfalls. 

Du sitzt ruhig, das eine Bein untergeschlagen, das andere von der Mauer baumelnd. Ernst ist Dein Blick in die Ferne gerichtet im tiefen Zug aus der Selbstgedrehten (ein Bekenntnis?). Wenn er zurückkehrt und unsere Blicke sich kreuzen, -es war zu selten, weil sie zu oft etwas bedeuten, sagen wollen-, wenden wir sie rasch wieder ab.  Sie sollen nicht fesseln, noch wegstoßen. 

Aber wir sind zusammen. 

Das Gefühl war tief und gut. Wir durften es nicht offenbaren, um es nicht aus Versehen  zu verletzen. 

Wie schön mein Leben war. 
Wie schön die Gewißheit solcher Erinnerung! 

Freitag, 8. Mai 2020

Garten und Liebe

Der Rabe ruft, die Spatzen tschilpen aus allen Gärten. Ich sehe Rot. Ich sehe dunkles Lila. Ich sehe Orange in Weiß. Eine Taube lölt.

Die weißen Krönchen um die dunklen Samenstände hoch über den Blättern des Sauerampfers.

Warum erzähle ich davon.
Ich erzähle nicht, ich singe davon - weil: ich singe und gern. Wenn die Welt mir einen schönen Tag ins Herz schüttet.

Starker Duft des Weißdorn.

Ich verstehe nicht "ACAB". Du weißt, dass es nicht stimmt! Würdest du gerne töten oder Tote sehen? Ich nicht.

Vor dem Alpha und nach dem Omega ist Zeit und Raum. Du möchtest Deinen Hass dagegen vorbringen. Da stehen zwei bei einander und reden.

Herz gilt. Liebe gilt. Frieden und Streit gelten. "ACAB", was soll das?

Es gibt Essen auf Rädern, Rabenfedern, Vögel, die aus Nestern fallen, Leiden in uns allen.

Der Rabe ruft, die Spatzen tschilpen aus allen Gärten. Die Sonne scheint irgendwo über dem Regenbogen.

In der Karl- Friedrich-Kirche schließe ich die Augen. Über mir der Raum. Auch unter mir kann ich mir Unendlichkeit vorstellen. Der Raum ist voll Stille und Kerzenduft. Ein Spatz tschilpt von draußen, ab und zu fern das Geräusch von Autos.

Ob Christus auferstanden ist? Ich glaube daran, dass er gestorben ist, wie auch wir sterben werden. Aber seine Worte und der Sinn darin helfen mir, daran zu glauben, daß es so etwas Gutes, wenn auch Schwaches wie Gott als Liebe zum Nächsten in der Welt gibt.

Wir leben in der Ewigkeit. Ein Mal! Grund genug für Dank.
Und Liebe? Doppelter Grund.

8.5.2020

Montag, 30. März 2020

corona

Was mir aufgeht, als ich meinen News -letter aus anderen Gründen einstelle: in Zeiten von Krieg und Plage gibt es keine Literatur von kritischen Leuten.

Es scheint, daß mit der Freiheit auch das Denken aufhört. 

Jeder und jede schreiben jetzt Wichtigkeit. Zur Beschränkung von Intelligenz durch Beziehung kommt die durch produzierte Langeweile hinzu. Das Denken erleidet den heftigsten Rückschlag. 

Dienstag, 10. März 2020

Am Spültisch

Ja, da war der Mond,
Ich wollte trinken,
Versinken,
Und da steht das Geschirr.

Da ist Lippenstift am Glas.
Ja, ich sehe hinaus,
Hoch oben der Mond,
In der Vase die Narzissen.

Nein, es ist nicht vergessen!
Bin ich allein
Steht im Dunkel der Mond.

Ja, pathetisch! Pathetisch! 
Ich trinke mit Dir.
Im Geschirr noch
Suche ich Berührung.

9.3.2020

Montag, 28. Januar 2019

Windrad in der Erde

Ein Windrädchen aus Plastik,
ja aus durchsichtigem Plastik
mit kleinen roten Tupfen
dreht sich seit letztem Sommer
unermüdlich durch die Zeit.

Ich träume Schatten der Erinnerung.
Die Zeit ist vorangeschritten,
der Schmerz lässt warten.

Das Windrad dreht sich. Ich rauche auf Dich.
Es war doch schön! Heute verstehe ich weniger
als noch vor einem Jahr.

Es dreht sich durch Regen und Schnee.
Ich spürte Deine Umarmung, Du meine.

Ja, ja: jeder hatte sein Leben.
Aber gestern blühte in uns beiden.

Lass uns auf das Windrad schauen.
Es dreht sich in unserem Teil der Ewigkeit.

Klaus Wachowski 28.1.2019

Raum des Friedens 2003

Geschrieben 2003, anlässlich der Kriegsverbrechen Putins, Netanjahus und der Menschenhasser Orban und der Neuauflage Christlich Sozialer Unb...