Mittwoch, 14. Februar 2024

Kinder schlagen im Nirwana

 

Mit Bischof Watschn ins Nirvana

 aus 2004

 

Wie? Janosch will nicht mehr schreiben? Zwitschern die Vögel nicht mehr?

Schade.- Herr Popov kann auf Bäume fliegen! Eigentlich wollten wir und den Lehrer Birkenreisig vorknöpfen. Die Schüler sind groß. Auch er will ja von Stöckchen und Teppichklopfern nichts mehr wissen.

Na denn. Wir klopfen an der Tür zum Nirvana bei einer anderen „Heiligkeit“, dem Dalai Lama. Er lächelt ganz Avalokiteshwara, der Jesus unter den Buddhas, die keine Götter glauben. Ich glaube nicht Nirvana. Aber wo keine Nächstenliebe ist, ist Mitleid kein schlechter Ersatz. Der Teppichklopfer ruft zur Ordnung: “ Gott nicht anlügen!“

Wir gehen erst mal hinein und schauen uns um. Der Vater von Georg Glaser zieht den Gürtel aus und schlägt seinen Sohn blutig. Millionen von Söhnen erhalten Ohrwatschen, Kopfnüsse, Faust- und Stockschläge. Später sagen sie als Lehrer, Polizist, Priester, Richter, Vater und Arzt: „Ist doch nicht schlimm!“

Bischof Watschn sagt: „Sieh doch selber: das war doch ganz normal!“

Ein goldener Bischofsring glänzt unter dem Seufzen des Gekreuzigten. Der Metropolit von Kursk, der Imam von Ghom, der Priester von Nymwegen und der Hohepriester von Naharija schütteln den Kopf über so viel Scheinheiligkeit. Die Veilchen blühen in die Herbstzeitlosigkeit.

Ich frage nicht, wie wütend Du warst, wo Du jetzt so weise Fragen erörterst. Ich frage ja nicht, wieviel Gläubigen Du den Glauben ausgewatscht hast. Ich frage Dich, wie schlapp Dein Selbstbewußtsein ist, daß Du Mensch und Gott anlügen mußtest. Der Mißbrauch von Macht zur Demütigung der Menschen, Geschwister Jesu, ist doch nicht geringer als der Mißbrauch zur Befriedigung eines verbotenen Triebes.

Wieviel Ave Maria hast Du für die Watschn gebetet, wie viele für die Lüge? Ob Gott Dir noch etwas glaubt?

Das Nirvana zeigt sich als Trugbild aus den Wünschen einer Moral des Unmöglichen. Es löst sich auf, als der Weihrauch der Verehrung der heiligen Köpfe verfliegt. Es zeigt sich die Welt und Gott als Mensch. Er fragt: „ Warum liebst Du Deinen Nächsten so wenig?“ Watschn zieht den Bischofsring an und bietet Dir den Finger zum Kuß.

ich bin evangelisch, brauche aus keiner Kirche auszutreten. Wenn ich an die Prügelzeiten zurückdenke, habe ich keine Lust, nach Compostella zu wandern. Rom bebt unter den Unerschütterlichkeiten des Scheinheiligen. Gott wünscht sich ein Bißchen mehr Avalokiteshwara. Ob in Falten eine ehrliche Haut sich straffen kann? Oder ist Rom provinzselig geworden: Harte Schale, weiches Hirn?

-Apropos Tibet: Es gibt ein Verbrechen an der Freiheit. Aber keinen „kulturellen Völkermord“.

 

Stock und Teppichklopfer jagen über die Frühlingswiesen der Erinnerung. Hilf Janosch, Weihrauch zu ertragen!

 

ca. 2004

Sonntag, 24. Dezember 2023

Brief an meinen Bruder, Weihnachten 2023

Dieser Brief kann Dich unter gegenwärtigen Bedingungen nicht erreichen. 

Lieber Peter,

Du bist nun ein und dreiviertel Jahre, das zweite Weihnachten, unter einem ungeheuren Verdacht in einem südamerikanischen Gefängnis. Die Haft wurde erneut um ein viertel Jahr hinausgezogen. Und es ist mir verwehrt, unbeobachteten direkten Kontakt mit Dir aufzunehmen.

Eine Zeitung veröffentlicht nun ein Foto, in dem ich Deinen geschwächten 70jährigen Körper und eine von tiefer Enttäuschung gezeichnete Miene erblicken muss.

An Deinem Schicksal haben nach Jahren unermüdlicher Arbeit für die Menschen in dieser und anderen Weltregionen nur sehr wenige Anteil. Nur die Sensationsgier einer aufgeregten und von Angst gepeitschten Bevölkerung gibt ihre gehässigen Kommentare im Netz.

Wir bereiten das Fest vor, die Familie hat sich angemeldet und alle freuen sich auf Gespräche über das, was das Jahr den einzelnen Gutes getan hat- auch in den Schrecken der Kriege und des Hasses gegen die im Mittelmeer treibende Verzweiflung.

Du bist allein, schutzlos, ohne ein Wort des Trostes, isoliert im Unrecht, ausgeliefert einem ins Unendliche getriebenen Prozess, ohne Möglichkeit der Fürsprache von Freunden.

Wer kann da noch an den Geburtstag der Hoffnung glauben.

Wie hieß es noch? Es klingt wie Hohn: "Liebe Deinen Nächsten."

Ich sehe Dich und rufe!--

Der Mond als ein Foto

Der Mond als ein Foto

Ich nehme es von der Erinnerung Haut
und tauche es in den See der Liebe.

Da glänzt es, als reflektierte es
Sonnenstrahlen.

Doch es bleibt ein papierener Mond.

Klaus Wachowski 22.12.2023

Freitag, 27. Oktober 2023

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Der Nebel umhüllt mich.
Ich höre Rufe und Schreie,
Ein Stöhnen und Seufzen,
Es weint und es lacht.
Und weiter gehe ich meinen Weg.

Nicht allein!
Deine Sorge begleitet mich,
Ein Schmerz,
Gute Wünsche und Ängste.

Näher dem Tag,
Näher der Nacht,
Das Tor weit offen.

Ich sehe zurück in die Liebe,
Von Liebe umhüllt
Gehe ich weiter den Weg.

11.11.21

Samstag, 5. August 2023

Alte Autofahrer

 


Jetzt verstehe ich die Alten, die partout nicht vom Auto zur Bahn wechseln wollen.

Gestern gemütliche Fahrt von Biberach nach Stuttgart. Eine Juxgesellschaft von zwei gemischten Pärchen und einer Dreiergruppe des Mobbings breiten ihre Scherze und Jauchzer über Schlüpfriges, ihre Mallorca-Erotik und ihre Lacher über gelungene Beleidigungen lauthals über das gesamte Abteil aus. Durchdringende Juchzer und gutturalen Gluckser. Nachdem man etwas von Poetry-Slams wichtigte, kam  das unausweichliche Spiel von Rosellas Sexualbetrachtungen, nicht prüde, zur Geltung. Die Beine der Jungs auf breit, die Füße der Mädchen dazwischen auf den Polstern. Ich schätze das Alter auf Erstsemester-Narzissmus. Als ich nach langer Geduld um leisere Freude bitte, bleibt ja wohl nichts weiter als böse Blicke und Freiheitsfrechheit. "Das müssen Sie sich halt gefallen lassen, wenn Sie die Öffis nutzen." Meine Entgegnung, ich hätte doch keinen Ausflug nach Malle gebucht, wird böse zur Kenntnis genommen. 


Beide Seiten beleidigt, der Jux geht in akustisch gemäßigteres Zischen über. Die Stimmung ist auf beiden Seiten im Keller. Entspanntes Reisen mit der Bahn. Während eineinhalb Stunden stehen vor allem Männer ab 50 und isolierte Fremde im Gang. Kurz: "Ich will Spaß, ich will Spaß!"

Vom Individualverkehr zurück zur Massenbeförderung. Die lauteste Gruppe herrscht. Zuerst mied ich die Züge zurückkehrender Wehrpflichtiger, dann kamen die johlenden Fußballer und Glühwein - ppFestbesucher. Jetzt die Wanderer und fröhlichen getrennten Gesellschaften alter Radfahrer und Hochzeitsjuxer. Alte vergrämen, Junge beschämen. Ich frage X, ob er nächsten Freitag mit nach Y ins Museum will. Antwort: ob ich nicht lieber bei ihm im Auto mitfahren wolle...

Erinnerung an den Waldspaziergang, an X

Wir können nicht mehr übereinander reden. Was fühltest Du, als Du vor mir auf dem Weg hinaus in den Wald Du sprangst? Vom Weg ab hinein in d...