Freitag, 13. April 2018

Gar alles nix?


Puttengold und Wagnerdröhnung

Martin Walser, ein Musthave!

Schwätzen und Primanerschwätzen aus Dr. Wimmers Strapsbox. Unfrieds Körpersprache sagte einmal etwas anderes.

Der Senior Experte des saisonalen Allesbeschwatzens gibt sich die Ehre. Wir wollen mal nicht glauben, dass er von seinem Verlag durch die Konzerthallen der Alltagsliteratur getrieben wird, sondern annehmen, daß es ihm im Weihrauch der Verehrung von sich aus gefällt.

Warum kaufte ich mir eine Karte zur Lesung? Doch hauptsächlich aus Vorschadenfreude! Mehr als eine Entschuldigung für die bekannte antisemitische Grobheit erhoffte ich mir einige Wortklopse des Narzißmus.

Dann könnte ich so recht pharisäerhaft zeigen, wie glücklich ich sei, nicht so einer zu sein.

Er wiederum könnte darin und in mir den erfolglosen Fuchs am Rebstock erblicken, was ja auch seine Berechtigung hat. Auch wenn man zur Einsicht kommt, daß Reichtum und Ruhm lächerlich sind, so hat die schwarze Seite der Seele doch bei jedem Erscheinen eines anderen Glücks eine nicht zu unterdrückende Erektion des Neids zur Folge.

Tröstlich die Einsicht eines mir bekannten Beamten, der Verlag könne nichts dafür: er habe nur eine gewisse Kapazität für Beförderungen. Man versuche doch einmal, sich zwischen die fetten Backen am Trog zu drängen, um auch einen Schluck Wasser abzubekommen!

Dafür habe man nun das ganze Internet, um vergessen zu gehn.

Dr. Smirc meint, er freue sich auf die Klopse.

Und vielleicht könne er einmal in seinem Leben eine wirklich von Reue geprägte Entschuldigung hören. Etwa so:

   "Lieber Ranicki. Das war wirklich ein blöder und verletzender Angriff von mir. Die Wut war berechtigt, aber nicht ihr Handeln! Ich habe wirklich - und ich kann es kaum glauben - in die braune Soße gegriffen und damit um mich geworfen. Die Ihr verletzt seid: bitte entschuldigt mich! Nicht meine Impulsivität, aber das,wozu ich mich verführen ließ! Es war ein schäbiger Genuß!"

Eigentlich liebt Smirc solche Typen. Laut, eingebildet, stets zu Unrecht verfolgt, das mache Laune.
*
Dann 19 Uhr Karlsruhe. Sein Bericht:

"Wann ist wohl Einlass?
Ordnung muss sein!
Hinein!

Es gibt keine Aschenbecher Backstage. Über Kopf oder Hirn des armen Vorträgers prangt das Verbotsschild: nicht rauchen.

Ehrfurcht vor dem Unternehmen, profane Neugier, Neid bei mir und Sensationslust mischen sich mit Langeweile und wabern als süßlich schwitziges Parfum durch den Raum. Ohs und Ahs seufzen unter seriöser Klamotte. Man ist. Und man ist gespannt.

Ein erfahrener Kulturgourmet: "Bei Grass war die Bude aber voller." Da konnte man nicht nach Backstage ausweichen. Na klar: Was wollen Intellektuelle hier? Der Stammtisch versammelt sich nicht in ihren müden Bibliotheken. Auch wenn er nicht gerade ein Schreibtisch - Pegide ist, ein feinplumpes durch die Fettnäpfe Trumpen , das macht seinen Applaus eben irgendwie anders, als mit dem Leben reden.

Erstes Mikrofonrücken. Schon werden Frau X und die jungen Verehrerinnen ohne Erbanspruch Y und Z gesichtet. Gruppen sammeln sich. Wo ist das Oratorium? Summ, summ das Niveau steigt auf Aufregung. Jetzt gibts was zu erleben.

Dann: Enttäuschung über Unbesonderes. Die Sprache langweilt, der Plot ist Provinz.

Aha: "Es geht um ein Ich", eine "hageldichte Folge von weiblicher Erscheinung."
Erstes Gähnen im Publikum bei "unendlicher Einigkeit". Und da erscheint sie, "die Wirklichkeit als Würgegriff irrsinniger Hoffnung".

Die tiefen Gedanken kommen dem Oberregierungsrat des schreibenden Bodenseegiganten üblicher Weise in der zweiten Pause von Tristan und Isolde. Lauscht er nicht mit geschlossenen Augen? "Als wollte er sagen: "Du, Schenkel,  bist die Macht der Liebe.""

Ein gleißender Oberschenkel (an die prallgoldenen Barockputten einer Wanderung mit Lobhudler Dennis PA Schenk erinnernd?) führt zu dem "Vorwurf der Altersgeilheit". Ein Oberregierungsrat wird Philosoph.

Ist da Erlösung, Einsamkeit? Hoch hinaus greift die Abstraktion. "Das Dasein selber" sei ihm nun Gegenstand. Er schreibe sozusagen Existenz - Stenogramme.

Was Verurteilung angehe, das müsse man "als Autor einfach weg stecken. Basta"
*
Ein alter Trickser ist kein Zauberer."

Soweit Dr. Smirc.
*
Dr. Warnix,

Psychagog, Numen und Werg eines Botho Strauß, -ursprünglich wollte er den Beruf eines Literaturdemenzers ergreifen. Jetzt liest er als Lektor halt jeden Blödsinn schön. -, er meint, der Mann wär doch wirklich alt und man sollte ihn einfach seinen Rest schreiben lassen. Es müsse ja nicht jeder ein Robert Walser mit Einsicht oder ein Philipp Roth mit verlorener Lust sein. Und: ob der oder jener seine Wichtigkeit striegelt?....

Ein alter Mann. Was noch?

Walser sei nie Seins gewesen,  und heute, wo der Beton bröckle, wolle er nicht noch mit der Bohrmaschine versuchen einen Dübel hinein zu setzen. Da hält doch nichts mehr in der "Naturgewalt vom Bodensee?!".

Wagnerianische Willensbesoffenheit gepaart mit Trumpschem Grobismus. Stammtisch und Schlupf. Und der Kritiker D (PA?) Schenk habe auch nichts beizusteuern, als seinen Ruf mit Verehrung selbst zu demolieren, nur um in einem Walser-Schinken unterzukommen. Der sei noch nie in der Lage gewesen, sich entschuldigen zu können. Was könnte das Alter da ändern?

Nach dem astrologischen Modell der Temperamente sei es doch wohl so:

Der Widder habe schärfere Röstaromen zu bieten, die Jungfrau habe es lieber raffiniert, aber mit Anstand. Wie sollte Walser sich von Ranicki belehren lassen? Schließlich ist die Jungfrau nicht nur ätzend kritisch allen und sich selbst gegenüber, sondern oft auch moralisierender und jedes Gespräch erstickender Oberlehrer Goethe.

Karl P Moritz 10 Jahre älter als Jean Paul, der ihn Genie nannte, als Widder aber bei superklugem Goethe kalt abblitzte. M selbst bewunderte Jean Paul.

Ranicki Jahre älter als Walser, von ihm bewundert, ließ ihn ebenfalls abblitzen.

Was aber jene alle nicht gemacht hätten: sie hätten auch aus persönlicher Ranküne nicht die rassistische Platte bedient. Insofern sollte der lustige Literat doch klarstellen, daß dem temperamentbedingten Ausrutscher kein charakterlicher Mangel zugrunde gelegen habe... Eine Entschuldigung für antisemitische Anwürfe wäre da, anlässlich Nazi hilfreich.

Er, Dr Warnix, Psychagog und pensionierter Oberregierungsrat ohne Karlsruhe, meine, den Mann sollte man jetzt mal ausschreiben lassen, auch um bei sich selbst zu bleiben.

Was den Erfolg betreffe (Glück gehabt), sollte man nicht neidisch sein. Wär's denn so befriedigend, den Mann, statt auf dem Wellness-Dampfer rororo, unter der Brücke zu sehn?

Was heiße da Trump, was Schenkel?
Nach dem Weinchen werde der Autor noch signieren.

Gott schaut vorbei und zeigt sich großzügig. Er gibt eine Runde Frühling aus und legt ein schweigendes Schweigen obenauf. Danach raffen sie sich auf zu ihrem Gang zu Hartz.

13.4.2018
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