Mittwoch, 17. Februar 2016

Glücks - Fasten


Eine graue Zeit zwischen Fastnacht und Ostern. Die Kerzen haben ihren Glanz verloren, die Sylvester - Kracher sind verschossen, das Blöken der Fastnacht verstummt. Sonne, blauer Himmel, Blattgrün, Blüten, Duft: wer glaubt an so etwas!? Die Meisen wechseln ihren Gesang zwischen hoffnungsfrohen Melodien und stumpfem Computer-Clicken. Zum Glück wirft der Discounter weiter seine Angebote aus. Ich halte mein Interesse durch ein Zwiegespräch mit Henning Mankells Gedanken im Treibsand in Gang.

Das Glück aber kommt, wie sein Gegenteil, aus den Gesichtern der Menschen.
Als ich noch beschäftigt war gab es Zufriedenheit aus Erfolgen der Arbeit. Ich stand im Dienst der Republik und die Gesetze waren zu einem beachtlichen Teil noch nicht Knecht der Betriebswirtschaft. Hier Dienst leisten zu können war Vorzug des Vertrauens, etwas zurück geben zu können erfreute im Gefühl wechselseitiger Unterstützung. Aber das Glück kam aus dem, was ich mir unter der Erleichterung der Menschen im Hintergrund vorstellte.

Ähnlich verhielt es sich in meiner Hauptbeschäftigung, der Schriftstellerei. Glücklich war ich, wenn ich in seltenen Fällen das Aufleuchten der Begeisterung in einem Gesicht oder einem Nebensatz des Gesprächs bemerkte. Hier habe ich keinen Erfolg, meine Bücher wurden nicht gekauft, meine Blogs nicht aufgerufen. Aber bis auf wenige Ausnahmen, wo das Hochgefühl der Produktion keine Bremse der Ruhmsucht zuließ, störte dieser Umstand wenig.
Das Glück kam und kommt aus den Gesichtern der Menschen. Der geliebten, der befreundeten aber auch aller anderen, es sei denn sie freuten sich am Schaden anderer.

Nach dem Fastnachtslacher versinken die Menschen in mürrisches Schweigen.

Es ist wohl wie mit den Bäumen: Außen Panzerhaut, innen unter Zuckerbergen ein Flämmchen Leben auf Wurzeln des Hoffens, wie die der Liebe, der Erinnerung an Glück, des Glaubens an all die Versprechungen von Märchen, Eltern, religiophilosophischem Kunst-Überbau pp. Und wie die Botschaft aus den Zellen des Körpers.

Viel Unbewusstes hält sich nun in inneren Träumen und entwickelt in schwellenden Knospen feine hellgrün schimmernde Blättchen. Eine gewaltige Sprengkraft gegen die vom Lesen ideologischer Hassbotschaften betonierten Gesichtsmasken des Winters sammelt sich. Sylvester war eine bloß wichtig tuende Geste, Fastnacht nur ein erstes Knacken. Noch springen die Kinder nicht wie vom Hafer gestochen durch unsere ordentlichen Vorstellungen.
Jetzt heißt es Warten, Fasten. Auf das große Glück verzichten, die Auferstehung des Lichts um das Wunder Ostern herum.

Im Frühling bekomme ich manchmal heftige Depressionen, wohl unter dem Stress der ausgeworfen Düfte und Partikel milliardenfach aufblühenden Lebens. Ich ersehne Frühling.

17.2.2016

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