Sonntag, 19. Januar 2014

Begegnung mit wirklichen Menschen


Einer senkt den Kopf, die Augen fallen zu. Frage mich doch nicht! Mein Kopf ist leer. Und ich will auch nicht denken!

Das Nichts breitet sich aus in meiner wichtigen Welt.

Aber sieh hinaus: Es ist noch alles da. Der Himmel, das Grün der Bäume, Das Licht im Grün der Bäume. Ja, die Vögel singen wieder, wie im Frühjahr des Kindes. Dein Atem erfüllt das Zimmer, die Welt. „Ganz schön,“ sagst Du, “aber Du verstehst: es freut mich nicht.“

Warum sterben? Warum gehn?

Du sagst, es sei an der Zeit. Du rufst die Tränen herbei, gehen zu können. Es ist aber nicht so leicht, wie man es sich gedacht und Dir gesagt hat. Auch Trauer, auch Schmerz, sie vergingen im Nichts. Der Verdruss wirft seinen Schlamm hinein. Der Körper verschwimmt im Entzug der Berührung. Man wäscht ihn, man wendet sich ab. Der Tod zieht Dir mit Gummihandschuhen die Freude am Leben herab. Deine Erinnerungen sind schon entsorgt.
Nein!!- Ruft die Kunst und schießt aus allen Pinseln, Einfaltspinseln, Farben und Fotos gegen das Leben vom aus die Maus. Schön und Schock, Traum und Schmock, Held und Prinzessin Barbie. Und der Ruhm erwartet die Enttäuschung mit Stift und heuchlerischem Lächeln unter Optimaten. Berühre mich, seufzt der Rausch unter wirklichen Menschen.

Da kommen die ersten Gäste, Dein Leben zu feiern. Weißt Du noch? Wann war das? Das glückliche Lachen der Kinder, die erste Begegnung, so wunderbar! Man glaubt es nicht mehr. Abenteuer, heroische Hoffnung, Pläne von Glück und Erfolg. Und was habt ihr vor in einer lockenden Zukunft? Das Leben streut Funken aus, Lachen, und Sonne weicht die Vorsicht auf in Freundlichkeit. Umarmungen, Lächeln. An neuen Erinnerungen webt die Freude.

Was ist wahr? Kant gibt etwas Senf zur Ewigkeit. Aber auch er muß passen: was ist wert?

Wir gehen nach Hause in die eigene Frage. Liebe, Freundschaft, Nachbarschaft. Erinnerung sammeln.
Die Praktikantin versucht es. Sie bestellt den Bewohnern Café und Schokolade, ja mehr von dem was sie wollen. Leben kann man - fühlen.

Ach, Freund Jean Paul, sieh den Ich! Nietzsche verbirgt ein verächtliches Lächeln im persönlichen Drama. Menschverdrossener Übermensch tupft sich den Schweiß der Lusterkrankung im betreuten Wohnen von der Stirn. Das Nichts breitet sich aus in wichtiger Welt.

Jean nimmt einen Schluck und macht sich mit Dr. Katzenberger und Deiner Sehnsucht auf die Spur der Ewigkeit.
19.1.14 Klaus Wachowski

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