Sonntag, 15. Dezember 2013

Selbstgespräch mit Richard

Hallo Richard!

Wieder einmal sehe ich Dich.Die Sonne scheint in einen blauen Himmel und hinter der kahlen Krone der Buche blitzen Stamm und Äste der Birke. Und daraus Dein Gesicht.

Der Berg protzt mit einem Frühlingskleid aus Licht und Schatten, mitten im Winter. Die Bäume auf seinem weit gestreckten Rücken filigran vor Blau, ein Hügel schiebt sich in einem rot-bräunlichen Schatten vor seine Füße. Noch gibt es bunte Flecken von Herbstlaub. Und wie ich auf die Stadt unter dem Berg zufahre, strecken sich die Strukturen der Alleebäume höher hinauf, weiter hinaus.

In der Verheißung der Welt der Anblick des Freundes. Tränen des Verlusts und der Freude. Heute bin ich schon drei Wochen älter als Du geworden bist. Und dennoch lerne ich von Dir. Du warst, wie man sich einen Vater wünscht: freund. Dein Rat kam begleitet von Fragezeichen zur Wichtigkeit. Der Versuch auf Lösung des Rätsels fiel leichter, weil Du sie nicht zu wissen vorgabst. Mutig zu sein fiel leichter angesichts von Mut. Angst war nicht peinlich, angesichts von Freundschaft. Und Freude war rein angesichts von Freude.

Sieh, Deine Landschaft erstrahlt weit in die Räume, tief in die Zeiten ihrer geistlosen Geister. Der Rabe krächzt seine nie endende Einsamkeit in die Sehnsucht nach dem Wort. Dies war einmal ein Land in der Welt. Es ist ein Saumagen.

Aber an so einem Tag erscheint das Versprechen erneut: Das Wort ist möglich, die Sehnsucht hat einen Raum.

Du fragtest mich nach dem Wort Höhle. An so einem Tag sehe ich mehr als die Ich-Iche und das Wir von Horden der Gemütlichkeit. Ich sehe Dich vor der dunklen Öffnung kauern und dem Geplapper der Ewigkeit lauschen. Und Du drehst Dich um und gibst mir diesen Kiesel in die Hand, dieses kostbare Staunen, so groß.

Und dann gehst Du wieder zu Deinen eigenen Gedanken. Und ich weiß nicht, wohin mit so viel Reichtum.

Die Sonne greift durch die Baumkronen in unser Gespräch. Du rauchst, ich glaube diese französischen, oder - ich habe vergessen. Ich stecke mir eine Mini an. Wir sehen ins Weg-von-mir.

Die Welt klopft an in Form von Menschen. Sie testet uns auf Wahrhaftigkeit. Wir antworten mit Fragezeichen.

Ich habe einen Freund. Klaus Wachowski 15.12.2013


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