Mittwoch, 15. Mai 2013

Berufspendler und Baustellentouristen


Kenne ich den Alten nicht? 

Der Magenbrothut über struppig grauem Haar. Die gelbe Gesichtshaut von einem Kauen oder Selbstgespräch in Bewegung gesetzt. Der Gang aus dem Hohlkreuz. Das kennt man unter alt. 

Auch den verlorenen Blick, der Dich zur Hilfe ruft. Man lebt wie Blätter im Wind., wo man früher wie Blüten in den Wind sank. Den da vor der rollenden Plastiktüte aus 1990 spricht keiner an.

Du aber denkst an Deine Kinder. Und die Leere füllt sich mit einem Gefühl wie Wärme.  Aber Dein Kind geht eigenen Weg und möchte nicht immer Deinen breiten Rücken oder Dein lächelndes Gesicht die Sonne verfinstern sehen.  

Bitter wiederholst Du :"Über den alten Stolperer stolpern. -" Jetzt weinst Du Freude vergiftende Tränen.

Aber Du hast doch alle Liebe, die ein Kind geben kann, das nicht mehr von der Muttermilch trinkt oder Altersweisheit absondert.

Der Philosoph und Heilpraktikant Dr. Warnix meinte vor Kurzem zu seinem Saufkumpan Dr. Smirc: „ Wir haben die alten Besserwisser auf ihnen schauderhaften Wegen überholt und sehen die Jungen nun hinter Nebelwänden verschwinden wo wir Abgründe befürchten, Gehen wir auf sie zu, besteht die Gefahr, daß sie zurückweichen…-
So stehen wir und die Zeit ballt schwarze Wolken, schickt gleisendes Sonnenlicht. Was auch immer der Sinn vorher war: was ist er jetzt?“

Das Weniger reißt Löcher in die Gewebe der Erinnerung und der Freundschaft.  Wir treiben ab und sehen von ferne größere Landstriche der Wahrheit bei Verlust der Umarmung. Dann gehen wir mit Einkaufstaschen ins Jetzt, auf der Suche nach Du. Die Welt legt sich als eine papierene Paketfüllung um uns. Tassen und Gläser fallen um und ergießen ihr Lachen über unsere unauffällige, passgenau eingekaufte Kleidung. Die Stoffe wehen -etwas bekleckert- über allem Stoff.

Wollen wir Wellness schwitzen gehn? Auch die hier Gestrandeten waren Teil. Wenn sich die Nebel lichten, zeigt sich der Abgrund als Baugrube eines neuen Glücks.

15.05.2013            Klaus Wachowski

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