Freitag, 13. April 2012

Was ist der Kontext?

Zu lange hing er im Schrank. Das Gewebe hat seinen Glanz verloren. Die Fragezeichen haben große Löcher in ihn gefressen. Liebe und Hass.Ich wollte meine Kreidestriche auf dem Asphalt erneuern. Ich vergaß es. Nun ist mir die Lust dazu vergangen. Die Reifen der Familienkutschen, Dienstfahrzeuge, spähenden Diebe und winkenden Nachbarn, der Polizei- und Rettungswagen fuhren darüber hin. Kinder, eifrige Alte und schließlich das schmutzige Weiß der Schneedecke besorgten den Rest.
Nun ist Frühling. Die Straße wartet auf andere Maler, Reifen, Rollerblades und Besen.
Der Kontext heißt Leben. Durch immer größere Löcher blickt die Nacht herein.
Wer unter den Sterblichen, der sich nicht mit berechtigtem Schrecken von dem Gedanken der Vergänglichkeit abwendet, versuchte nicht, seinen Namen in die Scherben seiner Hoffnungen und Ängste zu kratzen. Wissend: "Wer sollte das lesen wollen?" Ein Krieger, ein Mörder, eine Mutter, eine Richterin.
Die Fragen fressen Löcher in den Kontext Erinnerung. Einen neuen Blütenschleier breitet der Frühling darüber aus. Wie schön, wie zart das Gewebe! Glitzernd vor der Nacht. Wir holen einen Draht hervor (ein paar ct im Baumarkt) und beginnen zu kratzen.


Klaus Wachowski      11.04.2012

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